41
Du sollst erfahren, wie ehrlich wir zu den dreißig Kreu¬
zern gekommen sind. Wir haben sie bei Herrn Wendler
verdient. Du weißt, er giebt den Kindern gern Etwas,
wenn sie ihm einen Gefallen thun. Auch die Aepfel und
Nüsse sind nicht gestohlen. Die Nüsse hahen wir ge- 5.
kauft, und die Aepfel bekamen wir geschenkt. Für daS
Geld hatten wir ein Paar wollene Handschuh auf den
Winter für dich bestellt, damit du nicht so frieren sollst,
liebe Mutter, und in kommender Woche an deinem Ge¬
burtstage wollten wir dich damit anbinden. Ich wollte 10.
die Aepfel und Nüsse in unserm kleinen Handkörbchen
und Karl die Handschuhe auf einem irdenen Teller dir
bringen. Siehst du, nun weißt du Alles, liebe Mutter!
Aber ach, nun ist dir die Freude verdorben!
Mutter (mitThränen ihn küssend). Nicht verdorben, lie- 15.
ber Fritz! Meine Freude ist nun doppelt groß! — Ach,
verzeihe mir den Verdacht! Er kam aus Liebe zu euch,
ihr sollt lieber sterben, als unehrlich sein.
Fritz. Aber, liebe Mutter, der arme Karl würde
weinen, wenn du ihm sagtest, daß du ihn für so böse 20.
gehalten hast! — Er hat sich auf deinen Geburtstag so
herzlich gefreut! Laß uns schweigen von deinem Ver¬
dachte, und ihn auch nicht wissen, daß sein Geheimniß
verrathen ist!
Mutter. Recht so, mein lieber Fritz, deinem Karl 25.
fSll die Freude nicht verdorben werden! Mir thut es
leid genug, daß ich die deine verdorben habe.
Fritz. O nein, o nein, lieb Mütterchen, keine
Freude verdorben! Giebt es wohl eine größere für mich,
als die, daß du keinen Kummer mehr hast? 30.
Schlez.
71. Feuriges Wasser.
Was nicht dein ist, Kind, das rühr' nicht an, denn«'
cs brennt, und einmal hat es einem Knaben sogar das
Herz abgebrannt, weil er demselben sein unrechtmäßiges
Verlangen stets allzudienstfertig gestillt hat. Der nahm,
wie eine Elster, Alles was ihm gefiel, heimlich hinweg, 35.
obgleich er wußte, daß das eine.Sünde ist, die einem
in manchem Lande das Quartier in der Luft zwischen
Himmel und Erde anweist oder wenigstens ein feuriges
Mal auf den Rücken brennt, daß, wenn er das Wams