Full text: Lesebuch für Volksschulen

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gesäuerten Teige bildet man kleine Brode, wickelt sie in 
Blätter und bäckt sie auf heißen Steinen. So hält das 
Brod sich länger, als wenn es ungegohren geröstet wird, 
daher es die Taheitier auf weiten Reisen mit sich nehmen. 
Der Brodbaum läßt sich in jenen Gegenden sehr 5. 
seicht fortpflanzen. Drei Bäume ernähren einen Mann 
beinahe ein ganzes Jahr, und zehn derselben sind für 
eine nicht allzu zahlreiche Familie hinreichend. Das Holz 
ist weich und gelblich, und wird zwar zu allerlei Arbei¬ 
ten benutzt, nimmt aber keine Politur an. Aus dem 10. 
Splinte bereitet man Zeuge, und die Blätter dienen theils 
zum Einwickeln der Frucht beim Rösten und Backen, 
theils statt Tischtücher beim Speisen. Die abgefallenen 
männlichen Blüthen werden als Zunder benutzt. Der 
Saft, welcher nach gemachtes Einschnitten aus dem 15. 
Stamme hervordringt, gibt, mit Kokosmilch eingekocht, 
guten Vogelleim, und mit Sagomehl, Zucker und Ei¬ 
weiß, einen festen Kitt. 
Man hat bisher vergebens versucht, diesen nützli¬ 
chen Baum in Südeuropa anzupflanzen; doch hat man 20. 
die Hoffnung eines glücklichen Erfolges noch nicht auf¬ 
gegeben. Funke. 
105. Wie oft Gott zu danken sei. 
viel Kornlein Sand im Meer, 
Wie viel Sterne oben her, 
Wie viel Thiere in ber Welt, 
Wie viel Heller unterm Geld, 
In den Adern wie viel Blut, 
In dem Feuer wie viel Glut, 
Wie viel Blàtter in den Wàldern, 
Wie viel Graslein in denFeldern, 
In den Hecken wie viel Dorner, 
Auf dem Acker wie viel Korner, 
Auf den Wiesen wie viel Klee, 
Wie viel Stäublein in der Höh, 
In den Flüssen wie viel Fiscblein, 25. 
In dem Meere wie viel Müscklein, 
Wie viel Tropfen in dem See, 
Wie viel Flocken in dem Schnee, 
So viel lebendig weit und breit: 
So oft und viel sei Gott Dank in 30. 
Ewigkeit. Amen. 
Knaben Wunderhorn. 
106. Der Mäusethurm. 
Hatto, Abt zu Fulda und später Erzbischof von 
Mainz, lebte im zehnten Jahrhundert und war ein har¬ 
ter, geiziger Mann, der lieber die Hand ausstreckte zum 
Nehmen, als zum Geben. Da geschah es, daß eine große 35. 
Hungersnoth am Rheinstrome ausbrach, und viele Men¬ 
schen elendiglich umkamen. Viele Nothleidende sammel¬ 
ten sich um die Burg zu Mainz, wo Hatto sein Hofla¬ 
ger hatte, und schrieen um Brod. Der hartherzige Bi- 
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