Karl. O, ich danke für einen solchen Ruhm! Sich dafür zehn
Jahre lang auf dem wilden Meere herumzutreiben, bald mit den
fürchterlichsten Stürmen, bald mit Hungersnoth und Seekrankheit,
bald mit Ungeheuern und Menschenfressern zu kämpfen; bald unter
der brennendsten Hitze zu verschmachten, bald zwischen Eisbergen
vor Kälte zu erstarren, und dann am Ende von empörten Wilden
gefressen zu werden!
Ludwig. Karl, Karl, mach mich nicht böse! Hast du denn
-nicht gehört, was Cook alles durchgesetzt und entdeckt hat? Und
hast du keine Achtung vor einem kühnen Seehelden, der mit kaltem
Blut dem Tode trotzt, der sich die Ruhe und die Bequemlichkei¬
ten des häuslichen Lebens versagt, mit Stürmen und Ungewittern
kämpft und in jeder Gefahr sich zu helfen weiß? Kommt dir das
alles nicht groß und herrlich vor?
Karl. Recht gut. Aber gibt's denn nicht auf dem festen Lande
und in der bekannten Welt so viel Großes und Nützliches zu thun?
so viele Gelegenheit, seinen Muth und seine Standhaftigkeit zu
üben und sich um seine Nebenmenschen verdient zu machen?
Ludwig. Das wohl, lieber Karl! aber über einen kühnen
Seehelden geht doch nichts. Ha, wenn ich nur erst meine Flagge
von einem Neunzig-Kanonenschiff könnte wehen lassen!
Karl. Sachte, sachte, kleiner Admiral! nur nicht zu hoch hin¬
aus !
Ludwig. Meinst du wohl, Karl? Nun, sei ruhig: ich nehme
dich mit auf meine erste Entdeckungsreise.
Karl. O, ich danke schön! Ich mag nicht um nichts und wieder
nichts mit Stürmen und Gefahren, mit Hunger und Durst, mit
Hitze, Kälte und Seekrankheit kämpfen'. Ich werde doch in meinem
Vaterlande genug zu thun finden.
Ludwig. Immerhin! Aber da wirst du nimmermehr so ein
braver, fester Kerl werden, wie ich auf der See. Ha, denke dir
einmal die Lust, wenn man auf dem so weiten, offnen Meere
dahinrauscht, um und über einem nichts als Himmel und Was¬
ser! Und dann, wie viele Wunder der Natur bekommt man da zu
-sehen, die ihr trockenen Herren kaum vom Erzählen kennt! Denke
dir einmal so einen Wallsisch, wie ein Haus groß; oder den
prächtigen Anblick, wenn die untergehende Sonne den Gipfel des
Pico auf Teneriffa noch erleuchtet, indem Alles um ihn her schon
mit Nacht bedeckt ist. — Und die Gefahren, Karl, die machen
einen stark und beherzt; daher sind auch die Seeleute immer so
munter und kräftig.