Full text: [Teil 6 = 6. Schulj., [Schülerbd.]] (Teil 6 = 6. Schulj., [Schülerbd.])

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D. Aus der vaterländischen Geschichte. 
Dann nahm alle der Bergwald auf. Mühsam war die Fahrt auf 
steinigen Vegen, in welche das Schneewasser tiefe Furchen gerissen 
hatte; oft mußbten die Männer von den Rossen steigen und mit Haue 
und Spaten die Bahn fahrbahr machen; wild erscholl Ruf und 
Peitschenschlag der Treiber, die Knaben sprangen hinter den Vagen 
und hemmten den Rücklauf durch Steine, und doch zerrten die Zug- 
tiere machtlos, bis ein Gespann dem andern half oder Mãänner und 
Frauen die starken Schultern an die Rãder stemmten. WVar die Reise 
wegsamer, dann umritten die Männer spãhend den Zug mit gehobener 
Waffe, bereit zum Kampf gegen Raubtieère oder rechtsose Waldlãufer. 
3. Als die Vandrer aber nach der ersten Tagefahrt das ein- 
same Waldthal erreichten, das zur Versammlung bestimmt war, da 
wurde die Mühe des Tages über der Freude vergessen, Landsleute 
in der Vildnis vor sich zu sehen, hell jauchzten die Kommenden 
von der Höhe, und die Lagernden antworteten mit gleichem Rufe; 
aueh solche, die sich sonst venig gekannt, begrüßten einander wie 
Brücder. Die Mãänner traten zu Hauf, und Baldhard, ein meßkundiger 
Mann, bezeichnete den Lagerraum mit Stäben. Dort wurden clie 
Zugtiere abgeschirrt, die WVagen zu einer Burg zusammengestoben, 
und im Ringe herum die Nachtfeuer auf zusammengetragenen Steinen 
entzündet. Vahrend die Haustiere weideten, von bewaffneten Jüng- 
lingen und von den Hunden gehũtet, bereiteten die Frauen die Abend- 
kost; die Männer aber schlugen aus Stangenholz den nächtlichen 
Pferch für die Herde, verteilten die Vachen und holten aus den 
Vagen, was sie von kräftigem Trunke mitgebracht hatten; dann 
lagerten sie und sprachen bedãchtig von dem guten Weideland, das 
sie am Idisbach zu finden hofften, und von dem endlosen Wald im 
Sũüden der Berge, wie steinig der Baugrund, wie steil die Gelãnde, 
und wie darum dieses Bergland spärlich bewohnt sei. Als das 
Mahl beendet war, wurden die wertvollsten Rosse und Rinder im 
Vagenringe gesammelt und die schlaftrunkenen Kinder unter dem 
Lederdach geborgen. Nach ihnen stiegen die Frauen in das enge 
Gemach, nur die Männer saben noch eine Weile beim Trinkhorn 
gesellt, bis auch ihnen die Augen schwer wurden und die kalte 
Nachtluft ihre Fröhlichkeit hemmte. Da hüllten sie sich in Pelze 
und Decken und legten sich an die Feuer oder unter die Vagen. 
Es wurde stiller, nur der Vind blies von den Bergen, die Vãchter 
umschritten den Vagenring und den Pfereh und warfen zuweilen 
Holzscheite in die lodernden Feuer. Aber unablässig bellten die 
Hunde, denn aus der Ferne klang heiseres Geheul, und um den 
Flammenring trabten gleich Schatten im aufsteigenden Nebel die 
begehrlichen Raubtiere.
	        
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