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O. sag', wer ist der Eine, der Meister so geschickt,
Der mit so reichem Scheine die Blümlein hat geschmückt?
Der hoch am Himmelskreise sein Zelt gespannet aus,
Und auch mit treuem Fleiße gebaut das Schneckenhaus?
Der über Länder zücket die Blitze weiß und blau,
Und auch das Land erquicket mit kühlem, frischem Thau?
Den Meister groß und milde, den nenne mir geschwind,
Der dich mit seinem Bilde geziert, mein liebes Kind!
Und der, bist du gegangen dem kühlen Grabe zu,
Dich jenseits wird empfangen in seiner ew'gen Ruh'.
Und kannst du mir ihn nennen, so folge ihm auch fromm,
Dann wird er dich auch kennen und sprechen: Sei Willkomm'!
* 144. b. Erinnerung.
Vergiß Ihn nicht, deß Wort die Welt bereitet,
Der Sonnen schuf und Sterne um sie leitet,
Auch dir erglänzt in ftnst'rer Nacht sein Licht.
Vergiß Ihn nichts
Vergiß dich nicht, Hoch über jede Bürde
Erhebt den Geist Bewußtsein eig'ner Würde;
Drum folge treu dem heil'gen Ruf der Pflicht,
Vergiß dich nicht!
Vergiß sie nicht, die liebend dich umfangen.
Und dir voran zur Heimath eingegangen;
Du siehst sie dort, wenn dir dein Auge bricht.
Vergiß sie nicht!
Vergiß eS nicht! Geweiht zu Gottes Bilde,
Erzieht Er dich für himmlische Gefilde;
Ein reineS Herz nur schaut Sein Angesicht,
Vergiß eS nicht!
145. Wahl eines Standes.
Die Wahl eines Standes ist von höchster Wichtigkeit.
Unsere Väter sagten, dass, um eine gute zu treffen, man
Gottes Eingehung erflehen müsse. Ich weiss nicht, was
sich noch heut zu Tage Besseres darüber sagen liesse.
Denke mit heiligem Ernste über deine muthmassliche Zu¬
kunft unter den Menschen nach und bete!
Hast du im Herzen die göttliche Stimme vernommen,
welche dir nicht an einem Tage, sondern ganze Wochen,
ganze Monate, und mit immer grösserer Ueberredungs-
kraft sagen wird: „Dies ist der Stand, den du wählen
musst!u so gehorche ihr beherzt und mit festem Willen.
Betritt diese Laufbahn und gehe auf ihr vorwärts: aber
nimm auch die Tugenden mit, welche sie fordert. Vermit-