Full text: Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen

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Vergnügungsreisen kostspielig sind. Als ec aber unterwegs in die 
Stadt Göppingen kam, die kurz zuvor abgebrannt war, und da¬ 
selbst die Menge Unglücklicher sah, die all das Ihrige verloren 
hatten und nun in Mangel und Elend unter freiem Himmel, oder 
in elenden Hütten herumtrauerten, so verging ihm schnell alle Lust 
zur Vergnügungsreise. Er hielt es für unschicklich, ja, für sünd¬ 
haft, so viel Geld auf bloße Unterhaltung zu verwenden, da ne¬ 
benbei die Mitbrüder im größten Mangel schmachteten. Ec nahm 
all das Geld, das er zur Lustfahrt bestimmt hatte, theilte es un¬ 
ter die Unglücklichen der Stadt Göppingen aus und kehrte wieder 
zurück in seine Heimat. Seine Frau, eben so edel gesinnt wie er, 
lächelte mit Thränen der Rührung zu der edlen Handlung ihres 
Mannes, und sprach bei der Rückfahrt nur die schönen Worte: 
„Größere Freuden hättest du mir nicht bereiten können." 
28 Enthaltsamkeit. 
Alexander der Große kam auf einem seiner Eroberungszüge 
durch eine lange Sandwüste Asiens, in der sich nirgend Wasser 
fand. Das Heer verschmachtete fast. Endlich hatte ein Soldat 
etwas aufgefunden und brachte es in seinem Helme dem Alexander. 
Der aber goß es auf die Erde und sprach: „Soll ich der Einzige 
sein, der trinkt?" Alle riefen voll Bewunderung über die Enthalt¬ 
samkeit des Königs: „Auf, führe uns weiter! Wir sind nicht er¬ 
mattet, wir sind nicht durstig; wir halten uns nicht für sterblich, 
führt uns ein solcher König!" 
* 22. Die Obrigkeit. 
Jeder unterwerfe sich der obrigkeitlichen Gewalt! Denn es 
gibt keine Obrigkeit, ohne dass sie von Gott da ist. Wer also 
wider die Obrigkeit sich auflehnt, der lehnt sich wider die An¬ 
ordnung Gottes auf; und ein solcher Empörer wird seine Strafe 
finden. Denn nicht den guten, sondern den bösen Werken ist 
die Obrigkeit furchtbar. Willst du also ihre Macht nicht zu 
fürchten haben, so thue, was recht ist, und du wirst ihren Bei¬ 
fall erhalten. Thust du aber, was nicht recht ist, so fürchte 
dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst, sondern sie ist 
Gottes Dienerin, die Rächende, zur Strafgerechtigkeit des Uebel¬ 
thäters. Daher muss ihr gehorcht werden, nicht bloss aus Furcht 
vor Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. Gebet also 
Jedem, was ihr zu geben schuldig seid: Steuer, wem Steuer, Zoll, 
wem Zoll, Furcht, wem Furcht, Ehre, wem Ehre gebührt. 
Der Obrigkeit gehorche allzeit froh und gern ; 
Sie sorgt ja für dein Wohl und ist von Gott dem Herrn.
	        
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