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und Bethsaida, den Städten, „welche die meisten seiner Thaten ge¬
sehen und sich doch nicht gebessert hatten", ist keine Spur zu finden,
als „wären sie zur Hölle hinuntergefahren". Die Wälder und Wein¬
gärten find von den Hügeln verschwunden; Palmen-, Feigen- und
Olivenbäume stehen nur noch vereinzelt umher; die Balsamstaude,
welche vormals die feinsandigen kiesreichen Ufer des See's umgürtete,
ist nirgends mehr vorhanden, und statt jener Hunderte von Fahrzeu¬
gen findet man am traurigen Ufer kaum noch einen alten Kahn. An
der Stelle der Fischer treibt nur noch der Pelikan sein einsames Ge¬
schäft, jener Wasservogel, der in altchristlichen Bildwerken häufig dar¬
gestellt ist, wie er seine Brust aufreißt, um die Jungen mit seinem
Herzblute zu tränken.
* 24. Das Meer.
Die gesammte Masse salzigen Wassers, die über zwei Drittheile der
Erdoberfläche bedeckt, wird Meer genannt. Gewisse Theile dieser unge¬
heuren Wassermaffe, aus welcher das trockene Land als größere oder
kleinere Inseln hervorragt, bezeichnet man durch Beinamen, z. B. atlan¬
tisches, indisches, mittelländisches Meer, Eismeer, Südmeer u. s. w.
Das Meerwasser ist in beständiger Bewegung und wird dadurch, so wie
durch seine salzigen Bestandtheile vor dem Faulwerden bewahrt. Auf
die Bewegung des Meeres wirken vorzüglich drei Ursachen ein: der
Wind, die Umdrehung der Erde um ihre Achse und die Anziehungskraft,
welche der Mond auf das Meer ausübt. Darum zeigt das Meer auch
drei Hauptbewegungen: die Wellenbewegung, die Meeresströ¬
mungen, die Gezeiten oder die Ebbe und Fluth. Die abwechseln¬
den Hebungen und Senkungen des Meerwaffers, welche durch die Einwir¬
kung der Winde entstehen, werden Wellen und in bedeutender Größe
Wogen genannt. Nicht selten findet ein heftiger Kampf zwischen ein¬
ander begegnenden Wellen Statt, der oft den Schiffern sehr beschwerlich,
zuweilen wohl gar verderblich wird. Die Meeresströmungen werden vor¬
züglich durch zwei Umstände veranlaßt. Einmal bewirkt der Um¬
schwung der Erde um ihre Achse, daß unter dem Aequator fortwährend
ein mächtiger Strom von Osten gegen Westen zieht, den man O st-
strom heißt, und den die Schiffer, welche die Erde umsegeln wollen,
benutzen. Dann strömt, weil das Meer der heißen Zone immer stärker
verdunstet, das kältere Wasser allezeit von den Polen dem Aequator
zu, wodurch die Polarströmungen unterhalten werden. Die dritte
Art von Meerbewegung, die Gezeiten oder Ebbe und Fluth, besteht
darin, daß das Meer an den Küsten in 24 Stunden und 50 Minuten
zweimal steigt und fällt. Das Steigen wird Fluth, das Fallen Ebbe
genannt. Während sechs Stunden wächst das Wasser immer höher,
bleibt darauf ungefähr eine Viertelstunde lang stehen und finkt dann
während sechs Stunden zurück, woraus ebenfalls ein kurzer Stillstand
eintritt. Diese Bewegung wird von der Anziehungskraft des Mondes,