nickt auf alleck Klagen, wollt' er weg den Knaben tragen, sperren
ihn so einsam ein, — sag', wie würde da dir sein? Leben hat
mir Gott gegeben, eben auch wie dir, und so theuer als das Le¬
ben gilt die Freiheit mir. Hier in Gottes Welt im Freien darf
ich mich des Lebens freuen: und was Gott mir gern verlieh'n,
darf der Mensch mir nicht entzieh'«.
„Nein, ich will dich nimmer fangen, Vöglein bleib' in Ruh';
bleib' in kindlichem Verlangen bei der Mutter du. Lasse wachsen
dein Gefieder, lerne fliegen, lerne Lieder; fing' sie bald im schönen
Ehor uns im freien Walde vor!"
31. Das Kreuzchen.
Therese hatte ein kleines, niedliches Kreuz zum Geschenke be¬
kommen. Es war von schwarzem Ebenholz, und die vier Enden
waren in Gold gefaßt. Sie trug es an einem blauen Bande zur
Zierde an der Brust.
Einst brach das kleine Querholz des Kreuzes heraus, und The¬
rese bat den Vater, das Kreuzchen wieder zurecht zu machen.
„Das will ich gern." sprach der Vater, „ja, ich will dich über¬
dies noch lehren, wie du machen kannst, daß kein Leiden in der
Welt für dich ein Kreuz sein soll. Da sieh eimnal her: ohne das
Querholz ist das längere Holz kein Kreuz. Erst wenn das Quer¬
holz hinzukommt, wird ein Kreuz daraus. — So ist es mit jedem
Leiden, das wir ein Kreuz nennen. Der Wille Gottes ist gleichsam
das längere Holz; unser Wille aber, der den göttlichen Willen im¬
mer durchkreuzen möchte, ist das Querholz. Nimm daher bei jedem
Kreuze, das dich einst treffen wird, das Querhölzchen heraus, so
wird es für dich kein Kreuz mehr sein."
Ergebenheit in Gottes Willen
Kann jeden Schmerz des Kreuzes stillen.
$2. Trost in Jesu.
Wenn dich Menschen kränken
Durch Verrath und Trug,
Dann sollst du gedenken,
Waö dein Herr ertrug.
Kommen trübe Tage,
Sieh allein auf Ihn;
Freundlich ohne Klage
Geh- durch Dornen hin.
Wird dir's immer trüber,
Nagt dich innrer Schmerz,
Hab' Ihn immer lieber,
Drück' Ihn fest ans Herz.
Machen deine Sünden
Dir das Leben schwer,
Suche Ihn zu finden,
O, Er liebt dich sehr.
Quält dich heimlich Sehnen,
Tief verschwieg'neö Weh,
Sprich zu Gott mit Thränen:
„Herr, Dein Will' gescheh'!"