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Heiden zu gehen, so sollen wir uns um so mehr beeifern, durch Gebet
und milde Gaben den Missionen zu dienen, zumal in dieser Zeit, wo,
wie der heilige Vater Gregorius in seiner Ermahnung sagt, „mit
allem Eifer vorgesehen werden muß, daß mit den weinenden, betenden
und für den Glauben arbeitenden Priestern sich die Gläubigen in dieser
heiligen Zusammenwirkung verbinden". Nicht minder hat der gegen¬
wärtig glorreich regierende Papst, Pius IX., das Werk der Glau¬
bensverbreitung den Gläubigen wiederholt aufs dringendste empfohlen
und demselben neue Ablässe verliehen.
Selbst der zarteren Jugend ist Gelegenheit geboten, sich an dem
großen Werke zu betheiligen. Es hat nämlich ein frommer Bischof
einen Verein gestiftet, welchem viele Kinder in Frankreich, Deutsch¬
land und anderen Ländern angehören. Diese kleinen Vereinsglieder
sprechen täglich ein kurzes Gebet für die armen Heidenkinder und
bringen wöchentlich oder monatlich einen ganz geringen Geldbeitrag
dar, den sie sich — etwa durch Entziehung von Obst und anderem
Naschwerk — ersparen. Diese Liebesgaben werden alsdann den Mis¬
sionären in China gesandt, welche dafür arme Kindlein, die zum Tode
oder zur Aussetzung bestimmt find, von den mit der Ausführung dieses
entsetzlichen Verhängnisses Beauftragten erkaufen, ihnen die heilige
Taufe ertheilen, ihren Unterhalt bestreiten und sie, wenn sie am Leben
bleiben, im Christenthume, ja, nicht selten zu Priestern erziehen, die
späterhin ihren heidnischen Landsleuten das Evangelium predigen
werden.
Möge denn der Eifer der apostolischen Missionen für die Ausbrei¬
tung des Evangeliums Jesu Christi sich allzeit unter uns wach und
lebendig erhalten! Möge der Herr in Seiner ewigen Erbarmung gnädig
auf unsere Brüder herabsehen, die noch in Finsterniß und Todesschat¬
ten sitzen! Möge Er in den unersorschlichen Rathschlüssen Seiner Weis¬
heit jene Zeit bald herbeiführen, wo der ganze Erdkreis voll werden
soll von der Erkenntniß der Herrlichkeit Gottes!
23. Der Pfarrer und die Pfarrgemeinde.
Bevor unser Herr und Heiland Jesus Christus in den Himmel
aufgefahren ist, hat er in den Worten: „Wie mich der Vater gesandt
hat, so sende ich euch", die Apostel und deren Nachfolger, die Bischöfe
und Priester, zu Hirten bestellt, daß sie in Seinem Namen und
Geiste Seine Herde weiden sollen. Der Erste dieser Hirten an Statt
Christi ist der Papst, dem die Obhut und Sorge der ganzen Herde
aufliegt. Ihm untergeordnet, verwalten die Bischöfe das Hirten*
amt über einen Theil der Herde (Diözese). Die Diözesen oder bischöf¬
lichen Sprengel zerfallen in viele kleine Geineinden, Pfarreien,
deren jeder ein eigener Priester, Pfarrer oder Pastor genannt,
vorsteht.