Full text: Neuer christlicher Kinderfreund

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einen Augenblick nach Böhmen zurückzudrängen; aber die 
gleich darauf folgenden siegreichen Schlachten bei Kulm 
(29. 30. Aug.), bei Dennewitz (6. Sept.) und bei Nollen- 
dorf (17. Sept.) stellten das Gleichgewicht schnell wieder 
her. Zu einer rechten Entscheidung war es aber bisher 
noch nicht gekommen. Da sammelten sich die beiderseitigen 
Heere in unermeßlicher Zahl zu der großen Völkerschlacht bei 
Leipzig am 10. Oktober. Es war ein viertägiger mör¬ 
derischer Kampf, denn es galt hier Deutschlands Freiheit, 
oder Knechtschaft. Aber die verbündeten Herrscher können 
nach vollbrachtem Kampfe auf dem Schlachtfelde niederknieen, 
und Den preisen, der den Sieg gegeben hat. Die Franzo¬ 
sen fliehen dem Rhein zu, eine Festung nach der andern fällt; 
der verbündeten Armee gesellen sich alle Fürsten Deutsch¬ 
lands zu, und während Blücher am ersten Januar 1814 
den Rhein überschreitet, dringen von Spanien her die Eng¬ 
länder unter dem Herzog von Wellington in Frankreich ein. 
Aber Napoleon hatte den Muth noch nicht sinken lassen; un¬ 
geachtet die Stimmung in Frankreich schon ungünstig gegen 
ihn zu werden beginnt, steht er den Verbündeten doch bald 
wieder mit einem mächtigen Heere gegenüber. Es gelingt 
ihm auch, ihnen mehrere Niederlagen beizubringen; aber der 
Herr hatte seine Stunden gezählt. Er selbst muß sich zu 
seinem Verderben helfen. Während er den verzweifelten Ent¬ 
schluß faßt, ^ die Verbündeten dadurch zur Umkehr zu bewe¬ 
gen, daß er nach den Grenzen Deutschlands sich hinwendet, 
kümmern sich diese nicht weiter um ihn, verfolgen ruhig 
und kühn die ihnen offen gelassene Straße nach Paris, und 
nach kurzem Kampfe halten sie am 3 l sien März 1814 ihren 
Einzug in die Hauptstadt Dessen, vor dem sie selbst mit ihren 
Völkern eben noch zitterten. Den Parisern ist es wie ein 
Traum, da sie die fremden Völker alle in ihren Mauern er¬ 
blicken; noch mehr Napoleon, da er das Schicksal seiner Haupt¬ 
stadt erfährt. Er wagt nicht dahin zurückzukehren, und, ver? 
lassen von seinen Generalen und seinen Soldaten und dem 
ganzen Volke, ist er gezwungen, dem Throne zu entsagen, und 
kann noch zufrieden sein, daß ihm die kleine Insel Elba an 
der italienischen Küste zum Fürstenthuin angewiesen wird. Mit 
Großmuth behandelten die verbündeten Mächte das besiegte 
Volk; sie stellten die alte Ordnung der Dinge wieder her, 
welche die Revolution umgestürzt hatte; der Bruder des Hin¬ 
gerichteten Königs, Ludwig XVIII., bestieg wieder den Thron 
seiner Väter, und das wankelmüthige Volk jauchzt: „Glück
	        
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