127
einen Augenblick nach Böhmen zurückzudrängen; aber die
gleich darauf folgenden siegreichen Schlachten bei Kulm
(29. 30. Aug.), bei Dennewitz (6. Sept.) und bei Nollen-
dorf (17. Sept.) stellten das Gleichgewicht schnell wieder
her. Zu einer rechten Entscheidung war es aber bisher
noch nicht gekommen. Da sammelten sich die beiderseitigen
Heere in unermeßlicher Zahl zu der großen Völkerschlacht bei
Leipzig am 10. Oktober. Es war ein viertägiger mör¬
derischer Kampf, denn es galt hier Deutschlands Freiheit,
oder Knechtschaft. Aber die verbündeten Herrscher können
nach vollbrachtem Kampfe auf dem Schlachtfelde niederknieen,
und Den preisen, der den Sieg gegeben hat. Die Franzo¬
sen fliehen dem Rhein zu, eine Festung nach der andern fällt;
der verbündeten Armee gesellen sich alle Fürsten Deutsch¬
lands zu, und während Blücher am ersten Januar 1814
den Rhein überschreitet, dringen von Spanien her die Eng¬
länder unter dem Herzog von Wellington in Frankreich ein.
Aber Napoleon hatte den Muth noch nicht sinken lassen; un¬
geachtet die Stimmung in Frankreich schon ungünstig gegen
ihn zu werden beginnt, steht er den Verbündeten doch bald
wieder mit einem mächtigen Heere gegenüber. Es gelingt
ihm auch, ihnen mehrere Niederlagen beizubringen; aber der
Herr hatte seine Stunden gezählt. Er selbst muß sich zu
seinem Verderben helfen. Während er den verzweifelten Ent¬
schluß faßt, ^ die Verbündeten dadurch zur Umkehr zu bewe¬
gen, daß er nach den Grenzen Deutschlands sich hinwendet,
kümmern sich diese nicht weiter um ihn, verfolgen ruhig
und kühn die ihnen offen gelassene Straße nach Paris, und
nach kurzem Kampfe halten sie am 3 l sien März 1814 ihren
Einzug in die Hauptstadt Dessen, vor dem sie selbst mit ihren
Völkern eben noch zitterten. Den Parisern ist es wie ein
Traum, da sie die fremden Völker alle in ihren Mauern er¬
blicken; noch mehr Napoleon, da er das Schicksal seiner Haupt¬
stadt erfährt. Er wagt nicht dahin zurückzukehren, und, ver?
lassen von seinen Generalen und seinen Soldaten und dem
ganzen Volke, ist er gezwungen, dem Throne zu entsagen, und
kann noch zufrieden sein, daß ihm die kleine Insel Elba an
der italienischen Küste zum Fürstenthuin angewiesen wird. Mit
Großmuth behandelten die verbündeten Mächte das besiegte
Volk; sie stellten die alte Ordnung der Dinge wieder her,
welche die Revolution umgestürzt hatte; der Bruder des Hin¬
gerichteten Königs, Ludwig XVIII., bestieg wieder den Thron
seiner Väter, und das wankelmüthige Volk jauchzt: „Glück