hast gewiß auch immer Recht, der in der Neujahrsnacht sich
mitten ins Dorf stellte, schauete in die Sterne und sagte:
„Ich sehe kuriose Sachen da; dieses Jahr stirbt Jemand im
Dorfe." Die Erde ist so groß und die Geschicke auf Erden
so mannigfaltig und wunderbar, daß gewiß in jedem Jahre
hier oder dort etwas Seltsames geschieht; aber der Komet
ist daran unschuldig; er hat seine Zeit, kommt und geht,
wie's ihm von Gott befohlen ist, und brauchen uns vor ihm
nicht zu ängstigen, so wir uns derselben Hand nur recht
befehlen, welche auch ihn führt.
§. 5. Die Fixsterne.
Als der liebe Gott dem Vater Abraham seines Samens
Menge beschreiben wollte, führte er ihn heraus und sprach:
„Siehe gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zäh¬
len" (1 Mos. 15, 5.)? Und wenn du nun in einer wolken¬
losen Nacht etwa um zehn oder elf Uhr vor deines HauseS
Thür trittst, und schauest auf gen Himmel, wirst du sie zäh¬
len können alle die Sterne, die da bald mit hellerem, bald
mit schwächerem Licht am blauen Himmelsgewölbe leuchten,
und welche alle, mit Ausnahme der wenigen oben genann¬
ten Planeten, lauter Fixsterne sind? Und doch mußt du
nicht denken, daß das schon alle Sterne sind, die überhaupt
am Himmel stehen. Denn erstlich gehen alle Stunden der
Nachr immer wieder neue Sterne auf bis an den frühen
Morgen und setzen auch während des Tages ihren stillen
Lauf fort, da wir sie wegen deS Sonnenglanzes nicht sehen
können. Dann erblicken die Leute, welche auf der uns ent¬
gegengesetzten Seite der Erde, nach dem Südpol zu, woh¬
nen, noch ganz andere Sterne, die wir hier zu Lande nie
zu sehen bekommen. Endlich gibt es noch unzählige Sterne,
welche wir mit bloßen Augen gar nicht erkennen. Wo zwi¬
schen zwei und drei größer» Sternen nur ein leerer Raum
zu sein scheint, da sieht man mit einem rechtschaffenen Fern¬
rohre wohl deren zwanzig und noch mehr. Kennt ihr nicht
alle die Milchstraße, die wie ein breiter flatternder Gür¬
tel den Himmel umwindet? Sie gleicht einem Nebel¬
streif, den eine schwache Helle durchschimmert. Aber durch
die Gläser der Sternseher löset sich dieser herrliche Lichtnebel
in unzählige kleine Sterne auf. Damit aber die Sternseher
die unnennbare Menge der, Sterne besser übersehen mögen,
haben sie gewissen merkwürdigen Sternen einen eignen Na¬
men gegeben, z. B. Polarstern, Sirius; oder sie haben meh-