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da wiederum geboren sind," denn wir freuen uns, daß wir
durch die Auferstehung Jesu Christi wiederum geboren sind
zu einer lebendigen Hoffnung eines ewigen Erbes. Der
zweite heißt: Misericordias domini, deutsch: „ die herzliche
Barmherzigkeit des Herrn," denn nachdem Christus auferstan¬
den ist, haben wir einen gewissen Trost an dem Erbarmen
unsers Gottes, der uns nicht hat in Sünden verloren gehen
lassen wollen. Der Name des dritten Sonntags: Jubilate
d. i. „Frohlocket!" und des vierten: Kantate d. i. „Singet!"
fordert uns zu lautem und fröhlichem Lob und Dank auf; der
Name des fünften aber: Rogato b. i. „Bittet!" mahnt uns an
das Gebet, welches unsere Freude heiligen soll. Auf diesen
folgt das Fest der Himmelfahrt, welches den Abschied
des Herrn von der Erde, seine Rückkehr zum Vater, seinen
glorreichen Eingang in die Herrlichkeit, welche er nicht wie¬
der verlassen wird, preisen soll. Weil der Scheidende aber
seinen Jüngern die trostreiche Verheißung des heiligen Gei¬
stes gab, welcher sie mit Licht, Kraft und Leben erfüllen
sollte, so beginnt mit dem Himmelfahrtstage die Wartezeit
auf diesen verheißenen Tröster, in deren Mitte der Sonntag
Exaudi d. h. „Erhöre!" liegt, denn es soll diese Wartezeit
eine Zeit des brünstigen Gebetes sein, welches sich nach
einer baldigen und gnädigen Erhörung sehnt.
Diese Wartezeit bildet die Vorfeier des dritten Haupt¬
festes der christlichen Kirche, des Pfingstfestes. Dieses
Fest, welches den Namen hat von dem griechischen Worte
Pentecoste d. i. der fünfzigste Tag, nämlich nach Ostern,
wurde schon bei den Juden gefeiert, und zwar zum Anden¬
ken an die Gesetzgebung auf dem Berge Sinai. Die Chri¬
stenheit feiert es aber darum, daß der heilige Geist unter
Zeichen und Wundern über die Apostel des Herrn ausge¬
gossen ist, daß in Folge davon die Predigt des Evangeliums
begonnen, und durch die Bekehrung der Dreitausende, an
welchen diese sich kräftig erwies (Apg. 2.), der Grund zur
christlichen Kirche gelegt wurde. Es ist daher das Fest dcS
h. Geistes und der Stiftung der christlichen Kirche zugleich;
in der einen, wie in der andern Beziehung aber auch ein
Fest der Freude, denn der heilige Geist ist es, der uns zu
Christo führt, wie wir im dritten Artikel bekennen, daß ohne
ihn Niemand zu Christo koinmen, noch an ihn glauben kann;
er ist eS, der uns in den Genuß aller durch ihn erworbenen
Wohlthaten setzt; und die durch ihn gegründete Kirche ist es,
welche alle Gnadenmittel, die Predigt des Evangeliums und