Naturlehre. 
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oder um andrer Ursachen willen, im Ganzen bewegt werden. Hier 
kommt die menschliche Erfindungskunst unserer Schwachheit zu Hilfe. 
Vermittelst des Hebels, des Rades, der Walze, der Schraube, des 
Keils rc. bewegt ein schwacher Mensch Lasten, welche der Kraft des 
stärksten Elephanten widerstehen. — Wißt ihr, warum ein Hebel 
weit kräftiger wirkt, als die bloße Hand?*) 
11) Wenn ein-Körper sich doppelt oder dreimal so 
schnell bewegen soll, als ein anderer von gleichem Gewicht, 
so braucht man dazu auch die doppelte oder dreifache Kraft. 
Dagegen übt auch ein Körper, wenn er gegen ein Hinder¬ 
niß stößt, doppelt oder dreimal so viel Kraft aus, als ein 
anderer Körper von gleichem Gewicht, der sich aber dop¬ 
pelt oder dreimal so langsam bewegt. Könnt ihr mir jetzt 
wohl sagen, warum große Eisschollen oder schwer geladene Schiffe, 
obgleich sie sehr langsam gehen, doch oft starke Brückenpfeiler umstoßen 
können, und warum eine Flintenkugel, die doch oft nur ein Loth 
wiegt, durch die dickste Bohle schlägt? 
12) Jede Bewegung ist entweder gleichförmig oder un¬ 
gleichförmig. Die Kugel, aus einer Kanone in die Höhe ge¬ 
schossen, bewegt sich nicht gleichförmig d. i. nicht immer in gleicher 
Geschwindigkeit. Von einer Strecke zur andern nimmt ihre Geschwin¬ 
digkeit ab, weil sie durch den Widerstand der Luft und durch die 
anziehende Kraft der Erde gehemmt wird; dagegen fällt sie abwärts 
von einer Strecke zur andern immer geschwinder, weil ihre Geschwin¬ 
digkeit durch die anziehende und unablässig auf sie wirkende Kraft 
der Erde zunimmt. Stellet euch unter die Dachtraufe eines hohen 
Hauses und laßt euch die Tropfen auf den Wirbel fallen; so werdet 
ihr den Schmerz in die Länge nicht aushalten, da ihr doch Tropfen, 
di^rur spannenhoch auf euch herabfallen, kaum fühlet. Je höher 
derHall einer oberfchlächtigen Mühle, desto größer die Gewalt des 
Wassers. Je höher die Wolke steht, aus welcher Schloßen kommen, 
desto verheerender ist der Wetterschlag. 
Ich könnte noch mancherlei im Allgemeinen vorausschicken, liebe 
Kinder, aber das bisher Gesagte mag für euch genug sein. — Laßt 
uns nun einiges besonders Wissenswerthe aus der Naturlehre einzeln 
durchgehen. Der bekanntesten festen Körper, welche man nach dem 
ehemaligen Begriff von den Elementen alle zusammen mit dem ge¬ 
meinschaftlichen Namen Erde belegte, haben wir schon in der Natur¬ 
beschreibung gedacht; wir wollen uns daher sogleich an die luftförmi¬ 
gen Körper wenden und mit dem wichtigsten derselben den Anfang 
machen, wobei wir viele Eigenschaften kennen lernen werden, welche 
alle luftförmigen Körper mit einander gemein haben. 
*) Die Antwort auf diese und andere Fragen aus der Mechanik findet sich 
in dem 3. Bde. der keiten Aufl. des Handb. zum Denkfr. S. 121 u. ff.
	        
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