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Naturlehre.
stahl auf einen kalten Stein oder in kaltes Wasser, so geht die Hitze
des Stahls so lange in den Stein oder in das Wasser über, bis beide
gleich warm sind. Die Metalle nehmen die Wärme leicht an, ver¬
lieren sie aber auch schnell wieder; Wolle, Seide, Holz, Federn und
vor allem die Luft nehmen sie dagegen nur langsam an, bleiben dafür
aber auch lange warm. Erstere nennt man daher gute und letztere
schlechte Wärmeleiter. Kleider, aus letzteren gemacht, halten die
Wärme des Körpers zusammen; wären sie aber gute Wärmeleiter,
so würden wir im Sommer erfrieren. Auch auf kleine und größere
Entfernungen hin theilt sich die Wärme mit, indem sie von den war¬
men Körpern ähnlich, wie Lichtstrahlen, hinweggeht. Man nennt dieß
Wärmestrahlung. Die Wärmestrahlen kann man, wie die Lich-
strahlen, durch einen Schirm aufhalten; — denkt nur an den Ofen¬
schirm.
Ohne diese weisen Einrichtungen Gottes könnten wir nichts kochen,
backen und braten; denn in allen diesen Fällen müssen die Wärmetheile
in die kalten Stoffe übergehen. Ohne diese Einrichtung wäre kein
Holz anzuzünden, kein Zimmer zu heizen, kein Metall zu schmelzen,
kein Stahl glühend zu machen. Ohne diese Einrichtung könnten wir
uns auch selbst weder am Ofen wärmen, noch im Schatten abkühlen.
Dieses wohlthätige Naturgesetz (daß nämlich die Wärme
so gern kalten Körpern sich mittheilt) kann aber auch Scha¬
den anrichten. Wie viele Menschen fanden schon ihr Grab durch
zu plötzliche Abkühlung nach vorhergegangener Erhitzung! Wie viele
durch zu plötzliche (Erwärmung nach vorhergegangener Erkältung!
Mancher erfriert erst seine Glieder am warmen Ofen. Wle
geht das zu? Die Hitze des Ofens dehnt zu schnell die durch Kälte
verengten Saftgefäße wieder aus. Dieß bewirkt in den feinsten Thei¬
len des menschlichen Körpers eben die Zerstörung, wie in den Saft¬
gefäßen der Pflanzen. Bringet einen Blumenstock, der im Freien
überwintern und die größte Kälte und Wärme vertragen kann, aus
der Kälte plötzlich in die Wärme, so ist er gewiß verloren. Den
nämlichen Fall habt ihr bei gefrorenem Obste. Thauet ihr es aber
durch mäßig kaltes Wasser auf, so kann es noch einigermaßen gerettet
werden; denn da werden die Saftgefäße nicht gewaltsam zerrissen,
sondern allmälich wieder in ihre gehörige Lage gebracht. — Warum
zerspringt ein kaltes Glas, wenn man heißen Punsch hineingießt oder
es auf den geheizten Ofen setzt? Warum geschieht das nicht, wenn
man es allmälich erwärmt?
DaS Gewitter und andere feurige oder doch vom
Feuer herrührende Erscheinungen.
Der Blitz ist eine feurige Lufterscheinung, verdankt aber seine
Entstehung emer ganz eigenen wunderbaren Materie. Man pflegt
sie Elektricität oder elektrische Materie zu nennen, weil man