200 
Naturlehre. 
stahl auf einen kalten Stein oder in kaltes Wasser, so geht die Hitze 
des Stahls so lange in den Stein oder in das Wasser über, bis beide 
gleich warm sind. Die Metalle nehmen die Wärme leicht an, ver¬ 
lieren sie aber auch schnell wieder; Wolle, Seide, Holz, Federn und 
vor allem die Luft nehmen sie dagegen nur langsam an, bleiben dafür 
aber auch lange warm. Erstere nennt man daher gute und letztere 
schlechte Wärmeleiter. Kleider, aus letzteren gemacht, halten die 
Wärme des Körpers zusammen; wären sie aber gute Wärmeleiter, 
so würden wir im Sommer erfrieren. Auch auf kleine und größere 
Entfernungen hin theilt sich die Wärme mit, indem sie von den war¬ 
men Körpern ähnlich, wie Lichtstrahlen, hinweggeht. Man nennt dieß 
Wärmestrahlung. Die Wärmestrahlen kann man, wie die Lich- 
strahlen, durch einen Schirm aufhalten; — denkt nur an den Ofen¬ 
schirm. 
Ohne diese weisen Einrichtungen Gottes könnten wir nichts kochen, 
backen und braten; denn in allen diesen Fällen müssen die Wärmetheile 
in die kalten Stoffe übergehen. Ohne diese Einrichtung wäre kein 
Holz anzuzünden, kein Zimmer zu heizen, kein Metall zu schmelzen, 
kein Stahl glühend zu machen. Ohne diese Einrichtung könnten wir 
uns auch selbst weder am Ofen wärmen, noch im Schatten abkühlen. 
Dieses wohlthätige Naturgesetz (daß nämlich die Wärme 
so gern kalten Körpern sich mittheilt) kann aber auch Scha¬ 
den anrichten. Wie viele Menschen fanden schon ihr Grab durch 
zu plötzliche Abkühlung nach vorhergegangener Erhitzung! Wie viele 
durch zu plötzliche (Erwärmung nach vorhergegangener Erkältung! 
Mancher erfriert erst seine Glieder am warmen Ofen. Wle 
geht das zu? Die Hitze des Ofens dehnt zu schnell die durch Kälte 
verengten Saftgefäße wieder aus. Dieß bewirkt in den feinsten Thei¬ 
len des menschlichen Körpers eben die Zerstörung, wie in den Saft¬ 
gefäßen der Pflanzen. Bringet einen Blumenstock, der im Freien 
überwintern und die größte Kälte und Wärme vertragen kann, aus 
der Kälte plötzlich in die Wärme, so ist er gewiß verloren. Den 
nämlichen Fall habt ihr bei gefrorenem Obste. Thauet ihr es aber 
durch mäßig kaltes Wasser auf, so kann es noch einigermaßen gerettet 
werden; denn da werden die Saftgefäße nicht gewaltsam zerrissen, 
sondern allmälich wieder in ihre gehörige Lage gebracht. — Warum 
zerspringt ein kaltes Glas, wenn man heißen Punsch hineingießt oder 
es auf den geheizten Ofen setzt? Warum geschieht das nicht, wenn 
man es allmälich erwärmt? 
DaS Gewitter und andere feurige oder doch vom 
Feuer herrührende Erscheinungen. 
Der Blitz ist eine feurige Lufterscheinung, verdankt aber seine 
Entstehung emer ganz eigenen wunderbaren Materie. Man pflegt 
sie Elektricität oder elektrische Materie zu nennen, weil man
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.