Gewerbkunde.
215
Die Borsten werden mit Bindfaden oder Draht um einen hölzernen
Stiel gebunden und mit Harz weiter befestigt; die feinen Haare um¬
wickelt man mit Zwirn und befestigt sie in einer Pose d. i. einem
Federkiele, einer Spule.
Eine sehr wichtige Anwendung haben die Hasenhaare; aus ihnen
inacht man die Filzhüte, welche nur in sehr seltenen Fällen auch aus
Bieber- oder andern Haaren verfertigt werden. Will man einen Hut
machen, so verfährt man etwa folgendermaßen: Zuerst werden von
dem Hasenfelle die groben Haarspitzen abgeschnitten, dann wird mit
einem scharfen Messer das ganze Haar vom Fette abgenommen und
die zu einem Hute erforderliche Menge abgewogen. Diese theilt man
in zwei gleiche Hälften, deren jede zu einer ziemlich dreieckigen lockeren
Masse ausgebreitet wird. Indem man beide Theile auf einander bringt
und an den Seiten verbindet, entsteht eine spitze Mütze, die man oft¬
mals in heißes, mit Essig oder einer andern Säure versetztes Wasser
taucht und jedesmal so zusammendrückt, wie man wohl beim Reinigen
der Wäsche verfährt. Hierbei schieben sich die einzelnen Haare solcher¬
maßen in einander, daß sie nie wieder zu entwirren sind, und solche
Haarmassen nennt man Filz. Ist die Mütze zu einem hinreichend
dichten Filz geworden, wobei sie sehr einläuft; so wird sie auf For¬
men in die Hutform gebracht, gefärbt, mit einem Harzfirnisse gesteift
und endlich glatt tzebügelt.
Unentbehrlich rst dem Menschen das Haar der Schafe, welches
wegen seiner gekräuselten Beschaffenheit seinen besondern Namen
Wolle erhalten hat. Es gibt noch einige andere Thiere, welche ein
wolliges Haar haben, z. B. die Lama's, die Kaschmirziege und die
Angora- oder Kämelziege, von denen die letzte die Wolle zum Kämel-
oder irrig Kameelgarn liefert. Die Kameele haben zwar auch ein
wolliges Haar, aber es wird nur zu grobem Filz und Garn verar¬
beitet. Da die Wolle wegen ihrer Kräuselung sich besonders zum
Verfilzen eignet, so bedient man sich derselben — und zwar wollen
wir von nun an immer nur die Schafwolle darunter verstehen —
zur Bereitung des Tuches. Das Tuch unterscheidet sich vor allen
anderen Geweben dadurch, daß die einzelnen Fäden, welche das Ge¬
webe desselben ausmachen, mit einander so fest verbunden sind, daß sie,
wenn man ein Stück abschneidet, nicht, wie Leinwand und andere
Zeuge, ausfasern. Tuch braucht daher nicht gesäumt zu werden, was
bei Baumwollen-, Leinen- und Seldenzeugen immer nothwendig ist.
Die Schafe werden ein- oder zweimal im Jahre geschoren, die
Wolle wird sodann sortirt, gewaschen und zu Garn gesponnen. Aus
diesem webt man das Tuch, welches anfänglich ganz leinwandartig
aussieht, nun aber gewalkt wird, wodurch die Fäden, ähnlich wie beim
Filz, sich mehr verbinden, daher das Tuch auch beim Walken sehr
eingeht. Hierauf kratzt man dre Fasern an der Oberfläche des Tuches
auf, um die Fäden zu verdecken, schert die aufgerichteten Fasern gerade
und gibt durch Bürsten, Pressen u. s. w. dem Tuche ein schönes An-