Römer. 
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gebrochen und der Vorrang, welchen dieser Erdtheil bis dahin vor den 
übrigen behauptet hatte, gieng dadurch auf Europa über, bei welchem 
er seitdem geblieben ist. Auch pflanzte sich mit der griechischen Sprache 
überhaupt griechische Bildung ostwärts, und durch diese Sprache wurde 
einstweilen dem C h r i st e n t h u m e die Bahn in die Abendländer geebnet. 
Alexanders Feldherren theilten sich nach langen Streitigkeiten in 
die eroberten Länder. Macedonien wurde dadurch wieder unge¬ 
fähr auf seine alten Gränzen beschränkt; doch blieb Griechenland 
von demselben abhängig. Gewaltsamer Regentenwechsel auf dem ma- 
cedonischen Throne und Schwäche der Regierung begünstigten indessen 
die Stiftung eines mächtigen Vereines griechischer Staaten, der unter 
dem Namen des achäischen Bundes einen nicht ganz unglücklichen 
Versuch machte, die alte Freiheit der Griechen wieder herzustellen. — 
Macedonien wurde indessen eine römische Provinz, und mit der Ein¬ 
nahme Korinths durch den römischen Consul Mummius sank 
auch Griechenlands Freiheit vollends dahin [146 v. Chr.ss Als der 
Apostel Paulus den Athenern den „unbekannten Gott" ver¬ 
kündigte*) und in Korinth eine Christengemeinde stiftete*), war 
demnach dieses Land längst den Römern Unterthan. 
7. Die Nörner. 
a) Rom unter Königen. 
Den Helden Griechenlands, besonders Spartaks, kann man die 
Bewohner des alten Roms an die Seite stellen. Sie waren krie¬ 
gerisch und tapfer, dabei unbekannt mit Künsten und Wissenschaften, 
wie die Spartaner; doch wurde der Ackerbau bei ihuen sehr in Ehren 
gehalten und war nicht, wie zu Sparta, bloß in den Händen der 
Sclaven; man konnte vielmehr die vornehmsten Römer selbst am 
Pfluge sehen. — Zu Lykurgs Zeit wußte man indessen von den Rö¬ 
mern noch nichts; denn erst im Jahre 754 v. Chr. sollen die Zwil- 
lingsbrüdcr Romulus und Remus Rom gegründet haben. Auf 
den ersten folgten noch sechs Könige in einem Gebiete, das längere 
Zeit nur aus der Stadt und der nächsten Umgegend bestand. Der 
letzte König, Tarquinius Superbus, hatte nach Ermordung seines 
Vorgängers und Schwiegervaters, Servius Tullius, die Herr¬ 
schaft an sich gerissen. Wie er angefangen hatte, so trieb er es fort. 
Eine Menge vornehmer Römer, ja seine eigenen Verwandten, ließ 
er hinrichten. Nur einen der letztem, welcher sich blödsinnig stellte, 
beachtete er nicht, weil er ihn für unschädlich hielt, — den L uciuö 
Junius, mit dem Beinamen Brutus (der Blödsinnige). — 
Die Söhne des Tarquinius waren dem Vater gleich. Eine edle 
Römerin, Lucretia, Geinahlin des Collatinus, glaubte ihre 
Entehrung durch einen derselben nicht überleben zu dürfen; sie endigte 
selbst mit einem Dolche ihr Dasein. Die Leiche wurde öffentlich auf- 
*) Apostelgcsch. 17. **) Kap. 18.
	        
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