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keinen Klee, keinen Kohl, keine Weißrüben, endlich wo es keinen Wein
gab. ^ Damals hat man sich allmählich bequemt, man hat sogar
Schlimmes von Fremden angenommen z. B. den Branntwein, welcher
auch vor 200 Jahren noch unbekannt war. Es wird also wohl auch
künftig noch vernünftige Leute geben, welche sich der Einführung neuer
Gewächse, die man in andern Ländern als nützlich erprobt hat, nicht
widersetzen, welche statt der schlechten Sorten gute zur Aussaat wählen,
welche sich nach der Beschaffenheit des Bodens und der Witterung,
nicht nach der alten, unvollkommenen Gewohnheit richten. Es ist in
diesem Punkte noch gar Viel zu lernen. Wir haben noch keineswegs
immer die Vortheilhaftesten Bäume in unsern Gärten, die geeignetsten
Fruchtarten aus unseren Feldern, selbst noch nicht einmal die passend¬
sten Werkzeuge zur Landwirthschaft. Wir müssen weiter kommen!
Aber nicht blos in der weiteren Verbreitung und Vervollkommn
nnng der nützlichen Pflanzen, sondern auch in der Vertilgung oder
Beschränkung der schädlichen müssen wir weiter kommen. Noch ken¬
nen gar viele Personen, selbst Landleute, denen sie doch täglich be¬
gegnen, die verderblichen Gewächse nicht und hegen dieselben aus Un¬
wissenheit, noch häufiger freilich aus Trägheit. Wie könnten sonst
noch ffo viele Disteln, Trespen, Raden auf den Äckern und zwischen
den Ackern wachsen! Wenn eine Gemeinde ernstlich wollte, dergleichen
Unkraut müßte in einigen Jahren fast auf die letzte Spur ausgerottet
sein. Man dürfte ja nur auf reinen Samen einen Werth legen, man
dürfte nur die verdächtigen Äcker durchjäten, und vollends die Disteln
nicht zur Besamung kommen lassen. Denn ein Distelacker kann die
ganze Gemarkung verunreinigen. Alle unnützen Pflanzen leben auf
Kosten nützlicher; wo ein Dornstrauch steht, könnte auch eine Hasel¬
stande, wo nicht eine Johannisbeere stehen. Vollends die Schmarotzer¬
pflanzen: das Moos, der Mispel, die Schwämme entziehen den guten
Bäumen die Säfte und machen, daß sie früher altern. Deßhalb
müßte das Unkraut, ebenso wie das Ungeziefer im Thierreich durch
sorgfältige Behandlung des Bodens und unausgesetzte Pflege aus dem
urbaren Felde nach und nach verschwinden.
Aber es gibt auch Gewächse, welche nicht blos durch Verdräw
gung der besseren schaden, sondern deren Wurzeln, Früchte oder Blätter
giftig, und also Menschen, die davon genießen, verderblich sind. Es
ist nicht die Rede von Dem, was im Ubermaaße genossen, schädlich
ist, denn darunter sind alle Speisen, auch die heilsamsten begriffen.
Ich spreche auch nicht von den Gewächsen, deren Früchte in einer ge¬
wissen Periode ihres Wachsthums schädlich sind. Man weiß ja, daß
alles unreife Obst krank machen kann, so wie auch, daß faule oder
verdorbene Stoffe nicht gesund sind. Es soll vielmehr auf die eigent¬
lichen Giftpflanzen aufmerksam gemacht werden, von welchen immer
noch aus Unverstand hier und da ein Mensch genießt und sich um
Gesundheit und Leben bringt. Die Thiere werden meistens durch
ihren Instinkt vor solchen Gefahren bewahrt; doch fehlt es auch nicht
an Beispielen, daß Hausthiere, denen Giftpflanzen unter anderem
Futter gereicht wurden, dieselben gefreffen haben und in Folge davon
erkrankt sind.