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liegt, her. Dazu kommt nun noch die Gefahr, welche die Bergleute
und die Bergwerke bedroht. Bald bricht unversehens Wasser in die
Gruben, denn es giebt auch unterirdische Flüsse und Bache. Bald stür¬
zen die Schachte und Stollen ein, oder müssen wenigstens durch sehr
kostspielige Arbeiten vor dem Einsturze geschützt werden. Auch brenn¬
bare Lust entzündet sich oft in den Gruben, tobet die Arbeiter und
macht die Fortsetzung des Bergbaues schwierig. Daher kommt es
denn, daß die Länder, welche besonders reich an Erzen, selbst an den
edelsten, sind, darum die übrigen keineswegs an Wohlhabenheit über¬
treffen. Deutschland hat z. B. nur sehr wenig Gold, nur mäßig viel
Silber, und ist doch ein wohlhabenderes Land als Rußland mit seinen
vortrefflichen Platin- und Goldgruben und als Ungarn mit seinem
Überflüsse an edlen Metallen. Der Reichthum eines Landes besteht in
dem Fleiße, der Geschicklichkeit und Sparsamkeit seiner Bewohner und
in der Weisheit seiner Regierung. Sind diese Tugenden vorhanden,
dann wird der Sandboden Getraide tragen, das Eisen sich in Silber
verwandeln, und das Holz Gold in das Land schaffen. Die Länder,
welche diese Metalle besitzen, müssen sie uns für unsere Produkte brin¬
gen, gerade so wie die Brüder Josephs ihr Geld nach Ägypten tragen
mußten, um in der Theurung nicht Hungers zu sterben.
106. Das Gold.
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Das Gold hat Mancher freilich auch noch nicht viel anders ge¬
sehen, als an den vergoldeten Bildern in den Kirchen; er weiß aber
darum doch so gut wie ein Anderer, daß es gelb aussieht. Es ist sehr-
schwer, läßt sich mit dem Messer schneiden und biegen, so uue auch
hämmern. Und zwar das Letztere so sein, daß man einen Dukaten,
der doch nur so groß ist, wie ein Dreikreuzerstück, so viel ausdehnen
kann, daß sich ein Reiter mit sammt dem Pferd damit übergolden ließe.
In unserm deutschen Vaterlande hat man sonst auch Gold aus dein
Flußsande gewaschen. Es war aber niemals sehr viel darinnen, und
in manchen Gegenden gehörte schon Viel dazu, wenn Einer den gan¬
zen Tag über für einen Groschen Gold herauswaschen wollte. Da¬
mals war aber Alles noch so wohlseil, daß von einem Groschen eine
ganze Familie einen ganzen Tag über gar herrlich leben konnte. Jetzt
aber ist Das anders, und da ist es sicherer, sein Brod auf eine andere
Art im Schweiße seines Angesichts zu essen. .
In Südamerika, in Kalifornien und auch in manchen Gegenden
von Afrika steht es freilich noch günstiger. Dort findet man noch jetzt,
und ehemals, ehe die Europäer Alles so ausgesucht hatten, noch viel
häufiger, ganze Klumpen und Klümpchen oder doch Körnlein Goldes
unter dem Sande. Ich möchte aber deßwegen doch nicht dort sein,
wo so vieles Gold und Silber gegraben wird. Denn wenn ich mich
auch gerade vor den Schlangen, vor den wilden Thieren und Menschen
nicht fürchte, so ist eS doch da, wo die allerreichsten spanischen Berg¬
werke sind, öfters so theuer, daß man für ein solches Stück Brod, das
bei uns einen Kreuzer kostet, wohl 30 bezahlen muß. Das haben auch
die armen Bergleute erfahren, die einmal vor etlichen Jahren wegen
des großen Tagelohnes, den sie dort haben sollten, hinein nach Süd-