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sten Zeit hat man auch Stahlstäbe zum Geläute benutzt, und in Uhren 
reichen schon Stahlfedern zum Schlagen hin. Man sollte nicht glau¬ 
ben, daß so dünne Metallstückchen einen so gewaltigen Klang gäben. 
Die alten Gallier, d. h. die alten Franzosen, sollen auch kupferne Schwer- 
der gehabt haben; diese mögen aber schlecht geschnitten, wenigstens 
leicht Scharten bekommen haben. 
109. Eisen und Blei. 
Unter allen Metallen sind Eisen und Blei die am wenigsten kost¬ 
baren, und doch die werthvollsten für das Menschengeschlecht im Gan¬ 
zen. Wer achtet kleine Stückchen Eisen oder Blei? Man wirft sie 
bei Seile wie Sand oder Steinchen. Und doch wird aus diesen Me¬ 
tallen das Nützlichste für die menschliche Gesellschaft bereitet, und ohne 
dieselben wären wir immer noch halbe Wilde. 
Für das Eisen lasse ich diese Lobrede gelten, sagt Einer. Denn 
allerdings würde es übel um uns aussehen, wenn wir uns Hammer, 
Beil und Messer gleich Robinson auf seiner Insel aus Steinen machen 
müßten, welche Iveder die Härte des Stahls haben, noch sich in belie¬ 
bige Gestalt schmieden, folglich auch schwer mit einem Stiele versehen 
lassen. Auch das Schleifen und Auswetzen der Scharten in den Steinen 
möchte uns sehr beschwerlich werden. Die eiserne Pflugschaar ynd das 
Grabscheit ließe sich auch nicht gut durch hölzerne oder steinerne ersetzen, 
und ich weiß nicht, ob uns der Mangel des Drahtes und der Nägel 
nicht noch schmerzlicher vorkäme. Und wenn die Nadeln und Scheeren 
den Weibern fehlten, wie dann? der Schneider gar nicht zu gedenken. 
Womit wollten wir Steine und Balken an einander klammern? womit 
die Felgen der Räder und die Hufe der Pferde belegen? Ketten für die 
Gefangenen ließen sich wohl entbehren, aber ob auch für Kettenhunde, 
für die Ziehbrunnen, die Erntewagen? Hat man ja doch Brücken von 
eisernen Ketten. Unsere eisernen Ofen würden wir auch nicht gern mit 
thönernen vertauschen und unsere eisernen Schlösser und Bänder nicht 
mit kupfernen; denn die wären zu weich und zu theuer. Auch die kupfer¬ 
nen Schwerder der alten Gallier würden unseren Soldaten nicht ge¬ 
fallen, der Bajonette und Gewehre nicht zu erwähnen. Allein wenn 
auch alles Dies und noch weit Mehr für den unschätzbaren Werth des 
Eisens spricht, so gilt Dies doch nicht von dem Blei. Dies konnte 
ohne großen Verlust für die Menschheit entbehrt werden. 
Dem so Redenden diene zur Antwort: Das Blei gibt dem Jäger 
Kugeln und Schrot, dem Buchdrucker aber die Lettern, um Bücher 
und Zeitungen zu drucken. Durch unsere Schießgewehre, womit wir 
aus großer Ferne verwunden oder tödten können, und deren Knall 
zugleich erschreckt, ist es allein möglich geworden, das Wild in dem 
Grade zu vermindern, daß es dem Ackerbau nicht mehr schadet. Nicht 
alle Männer brauchen sich jetzt noch mit der Jagd abzugeben wie vor¬ 
dem; wenige reichen hin und wäre nicht Liebhaberei im Spiel, es 
könnten noch weit weniger sein. Bären, Luchse, Wölfe sind mit 
Hülfe der Bleikugeln aus Deutschland und aus dem schönsten Theile 
von Europa vertrieben. Und daß die Europäer die Wilden allent¬ 
halben mehr zurückgedrängt und ihnen den Boden zum Ackerbau abge-
	        
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