153 
Wonnen., haben, daran ist auch ihr überlegenes «Schießgewehr schuld. 
Freilich haben auch die eisernen Kanonenkugeln daS Ihrige gethan. 
Die Kriege sind durch den Gebrauch der Kugeln nicht blutiger, sondern 
menschlicher geworden; denn der Soldat, welcher nicht aus der Nähe 
mit seinem Feinde kämpft, gerätst nicht in die Wuth, welche zu Grau¬ 
samkeit verleitet, und die Klugheit vermag jetzt im Kriege mehr als 
die rohe Körperstärke. Doch weit wichtiger ist das Blei durch die 
Erfindung des Mainzers Johann Gnttenberg geworden. Mit einem 
geringen Zusatz von Spießglan;, welcher dem allzu weichen Blei etwas 
mehr Härte gibt, wird das sogenannte Letterngut bereitet, woraus die 
Lettern, nwrauf sich die Buchstaben befinden, gegossen werden. Durch 
dieses Mittel, die einmal in Ordnung gesetzten Buchstaben tausend- 
oder gar viel tausendmal abzudrucken und zwar mit einer unbegreiflichen 
Geschwindigkeit, ist es möglich geworden, Alles, was ein einzeler 
Mensch gedacht und niedergeschrieben hat, unzählig Vielen zu lesen zu 
geben. Nun weiß Jeder, der lesen gelernt hat, aus der Zeitung, Was 
in Rußland, in der Türkei geschieht; er erfährt, wenn Schiffe ankom¬ 
men und abgehen, was für neue Waaren die Kaufleute erhalten 
haben, aber auch was für Spitzbuben entsprungen sind und wie die¬ 
selben aussehen. Was sich aber all aus Büchern lernen läßt, das ist 
gar nicht aufzuzählen, denn kein Mensch lernt jemals aus. Die Bibel 
und der Kalender dürfen jetzt in keinem Hause fehlen; ohne Blei und 
Buchdruckerkunst wären sie aber den meisten Leuten zu theuer, selbst 
den wohlhabenden. Und ich glaube, nicht der hundertste Theil von den 
Menschen, welche jetzt lesen und schreiben, hätten Dies gelernt, wenn 
es keine gedruckten Bücher, also auch keine ABCbücher gäbe. 
Wenn das Blei auf diese Weise der ganzen Menschheit nützlich 
geworden ist, so hat man nicht nöthig erst anzuführen, daß es auch 
zu Brunnenröhren gebraucht wird, und daß die weiße Ölfarbe aus 
Bleiweiß, einer giftigen.Verkalkung des Bleis, bereitet wird. 
110. Das Glas. 
Die Phönizier, die nächsten Nachbarn der Juden in Palästina, 
welche zuerst Schiffe bauten und die Kenntniß der Buchstaben verbrei¬ 
teten, haben auch die nützliche Erfindung des Glases gemacht. Einige 
phönizifche Schiffer, welche Salpeter geladen hatten, fuhren längs einer 
sandigen Küste her. Sie landeten endlich, um sich ihre Mahlzeit zu 
bereiten, allein es fehlte an Steinen, um eine Art Heerd zu bauen. 
Da kam Einer aus den Einfall, einige Salpeterstücke ihrer Schiffsla¬ 
dung dazu zu benutzen. Es geschah, und bald brannte ein lustiges 
Feuer. Von der Hitze aber schmolz der Salpeter, die flüssige Masse 
desselben verband sich mit der Asche und dem Sand, und siehe, beim 
Erkalten erschien ein harter, durchsichtiger Körper, das erste Glas auf 
der Erde. Die Phönizier waren keine gedankenlosen Menschen, welche 
das Glas liegen ließen, oder seine Entstehung als ein Wunder betrach¬ 
teten; nein, lie wiederholten den Versuch, und vervollkommneten ihre 
Glas-Bereitung jährlich. Denn das neue Produkt fand Beifall und 
nnirde mit Vortheil verkauft. Freilich verstand man anfangs, noch nicht, 
dein Glase'jede beliebige Form zu geben wie gegenwärtig. Zu Fenster-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.