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c;er und Durst ertragen. Die Knechte, hauptsächlich Gefangene,
die sie im Krieg gemacht hatten, mussten das Feld bauen. Die
Nahrung der alten Deutschen war hauptsächlich Fleisch und Milch,
ihr Getränk, neben Wasser, besonders eine Art Bier und Meth
(Tlonigtrank). Die Männer liebten diese Getränke nur zu sehr
und verbrachten viele Tage und Nächte bei wilden Zechgelagen.
Dergleichen waren sie dem Spiel ergeben, und es konnte gesche¬
hen, dass, wenn ein Mann all sein Eigenthum im Würfelspiele
verloren hatte, er endlich um sich selbst noch spielte, mithin sein
Theuerstes, seine Freiheit, auf einen Wurf setzte. Alle freien
Männer erschienen nie anders als in Waffen; auf den Besitz kost¬
barer Waffen legten sie den grössten Werth; die tapfersten Hel¬
den schmiedeten sich ihre Waffen oft selbst und schmückten sie,
namentlich die Schilde, mit Silber und Gold; die Waffenröcke,
sowie sonstige Kleidung verfertigten die Frauen. Früher jedoch,
ehe sie solche Kunst verstanden, umhüllte man sich mit Thierfel¬
len. Im Kriege waren alle deutschen Stämme furchtbar und oft
fielen sie in die benachbarten Länder ein, Schrecken und Verhee¬
rung bringend. Degegen nahmen sie Fremde willig in ihre Woh¬
nungen auf; einen friedlichen Wanderer von seiner Thüre zu
weissen, galt für den grössten Frevel; bereitwillig nahm man ihn
auf, bot ihm Speise und Trank und bereitete ihm ein Lager zum
Ausruhen, ohne nur zu fragen, Wer und woher er sei. Derglei¬
chen galt es als unauslöschlicher Schimpf, sein Wort zu brechen;
„Ein Wort ein Mann,“ dies Sprüchwort stammt von ihnen, weil
der Mann niemals fehlte, wo er sein Wort gegeben hatte. Das
gesammte Volk war in verschiedene Stämme unter verschiedenen
Namen getheilt; von diesen werden Sueven (Schwaben), Teuto¬
nen, Franken, Allemannen und gar viele Andere genannt. Für
den Krieg wählten sie die Tapfersten zu Anführern, im Frieden
regierten Richter, von früheren Heldengeschlechtern herstammend.
Nicht selten jedoch machten sie ihre Streitigkeiten mit dem
Schwerde aus, und es war überhaupt auch innerhalb ihrer Wälder
viel Kampf unter den Einzelen und oft Krieg zwischen den ver¬
schiedenen Stämmen. Zu gemeinsamen Berathungen hielten sie
grosse Volksversammlungen, in denen jeder freie Mann mitzu¬
sprechen hatte. Die Kriegsgefangenen aber waren zur Sklaverei
bestimmt, sie mussten die häuslichen Arbeiten verrichten, denen
die freien Männer abhold waren.
T. Das deutsche I^aml.
Die Gränzen der zum deutschen Bunde (Reiche) gehörigen Staa¬
ten lassen sich leicht auf der Landkarte aufsuchen, allein sie stimmen
mit den Gränzen des deutschen Landes nicht allenthalben überein.
Denn die benachbarten Nationen haben theils Stücke von dem ur¬
sprünglich deutschen Lande an sich gerissen, theils haben sich
Deutsche in benachbarten Ländern so zahlreich niedergelassen, dass
in einigen Gegenden derselben die deutsche Sprache herrschend
ist. Dagegen wohnen mitten unter den Deutschen z. B. in Schlesien