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Offiziere angestellt, welche sich nicht über genügende Kenntnisse
ausgewiesen haben, selbst die Unteroffiziere besitzen meistens einige
Bildung. Freilich wird auch das Heer nicht blos aus der ärmeren
Yolksklasse ergänzt, denn jeder preussische Unterthan ist zur Ver¬
theidigung des Vaterlandes verpflichtet und muss ein bis drei Jahre
in der Armee dienen, worauf er in die Landwehr eintritt. Diese
versammelt sich jährlich nur kurze Zeit zu militärischen Übungen,
ist aber in Kriegszeiten im Stande ein grosses Heer zu bilden,
welches den eigenen Heerd gewiss tapfer vertheidigen wird. Denn
in den Jahren 1813 und 14, als die Franzosen nach langer Tyran¬
nei aus Deutschland vertrieben wurden, haben die Preussen sich
als heldenmüthige Streiter bewiesen, und schon im siebenjährigen
Kriege unter ihrem Könige Friedrich dem Grossen haben sie sich
herrlichen Kriegsruhm erworben.
48. b. Albrecht der Bär, erster Markgraf von
Brandenburg.
Nach dem Erlöschen des Geschlechts der alten Herzoge von Sachsen
gab der Kaiser Lothar (1133) einem tapferen Grafen von Anhalt, Al¬
brecht dem Bär, eine neue Markgrafschaft zur Vertheidigung der mitt¬
leren Elbe gegen die heidnischen Slaven. Albrecht nannte sich Markgraf
von Brandenburg und nahm seinen Wohnsitz in der von ihm gegrün¬
deten Stadt Berlin (1162). Von dieser Zeit an herrschten an der Havel
und Spree Deutsche. Die unterjochten Slaven mußten das Ehristemhum
annehmen und Leibeigene werden oder ihre Wohnsitze räumen. Die vor¬
nehmen Slaven, welche sich bekehrten, wurden dagegen in ihrem Besitz
gelassen und vielfach durch Hcirath mit den Deutschen verbunden. Die
Empörungen der Wiederspänstigen halfen Nichts, verschlimmerten vielmehr
nur die Lage der Unterjochten. Bischöfe und Mönche kamen in das
Land und das Heidenthum verschwand. Albrecht war indessen nicht blos
durch Tapferkeit der Gründer des neuen, später zum Königreich erwach¬
senen Staates, er besaß auch Weisheit und Mäßigung, und verstand da¬
durch die durch den Krieg menschenleeren Fluren wieder zu bevölkern und
in Anbau zu bringen. Arbeitsame Menschen aus^ Flandern, Holland,
Weftphalen und Franken, welche durch Krieg oder andere Noth aus
ihrer Heimath vertrieben waren, fanden in der Mark Aufnahme. Sie
legten Dörfer an und bebauten die besten Striche, denn sie blieben dort
freie Leute und halten nur einen mäßigen Zins zu bezahlen. Dies lockte
immer mehr Einwanderer herbei. Es wurden auch Städte erbaut und
mit Mauern umgeben. Darin erblühten Handwerke und Märkte für
allerlei Waaren. Da Albrecht für Sicherheit der Straßen sorgte, so ent¬
stand immer mehr Handel und die Mark Brandenburg war trotz ihres
minder fruchtbaren Bodens früher ein wohlhabenderes Land als andere
Gegenden Deutschlands. Denn ein kräftiger Fürst hielt den Adel im
Zaum. Raubritter wie am Rhein und in Schwaben konnten hier nicht
aufkommen.
i 49. Der alte Fritz.
Von den Königen der neueren Zeit ist kaum einer im In- und
Auölande, bei Hohen und Niedrigen so bekannt und beliebt gewesen,