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retten. Doch konnte 1689, als der allergrößte Theil der Stadt in
Rauch aufging, Lnthers-HanS nur in so weit gerettet werden, daß
blos der obere Theil desselben abbrannte, der untere Theil dagegen,
in welchem Luther geboren worden ist, gerettet wurde. Der Magistrat
ließ das oberste Geschoß bald wieder aufbauen und errichtete in der
Stube des untersten Stockwerkes, wo Luther geboren worden, eine
Freischule für arme, besonders verwaiste Kinder und weihte sie 1693
ein. Im Jahr 1817, als das dritte Reformations-Jubelfest gefeiert
wurde, beschloß der König von Preußen, Luthers Haus für immer in
seinen Schutz zu nehmen und zwar mit der Bestimmung, daß dasselbe
mit gänzlicher Beibehaltung seiner Form und inneren Einrichtung, auf
Kosten der Regierung in baulichem Stande erhalten werden soll.
Auch wurdp die Freischule in diesem Hause mit einem festen Ein¬
kommen ausgestattet und erweitert, indem hinter Luthers-Haus noch
ein besonderes neues Schnlhaus gebaut wurde. Am 31. Oktober 1819
geschah die feierliche Einweihung dieser nun erweiterten Armenschule,
worin an 170 Kinder unterrichtet wurden. Luthers-Hans wurde von
jeher von den hier durchreisenden Fremden besucht, welchen auch ein
Buch zur Einzeichnnng ihres Namens vorgelegt zu werden pflegt.
Das Haus besteht aus zwei Stockwerken. Auswendig über,der Thüre
ist Luthers übel getroffenes Bildniß in Stein mit der Überschrift:
„Gottes Wort ist Luthers Lehr', d'rum vergeht sie nimmermehr." Im
unteren Geschoß ist linker Hand, wenn man zum Hause hineintritt,
die erste Schulstube, über deren Thüre die Worte stehen: „Die Statte,
wo ein großer Mann die Welt betrat, bleibt eingeweiht für jetzt und
immerdar." Rechter Hand in der Hausflur sind in dem Fenster, das
auf die Straße geht, zwei Glasgemälde, Luther und Melanchton vor¬
stellend, merkwürdig blos ihres hohen Alters wegen, denn sie sind
nebst einem kleinen Gemälde auf Holz, der unverbrannte Luther ge¬
nannt, in dem großen Brande 1689 gerettet worden. In dem Saale
deS oberen Stockwerkes hangen Luthers und Melanchthons Bildnisse
in Lebensgröße auf Leinwand; außerdem hängen hier noch verschie¬
dene Gemälde und der vorhin genannte unverbrannte Luther mit dem
Heilande zur Rechten und Luthers Petschafte zur Linken. Auch eigen¬
händige Briefe Luthes werden dort aufbewahrt. Die Kirche von
Eisleben enthält ebenfalls mancherlei Erinnerungen an den Mann,
welcher hier mehr als einmal die Kanzel betrat.
89. Lukas Cranach.
Lukas Cranach war nicht nur der größte Mahler zur Zeit der
Reformation, sondern auch ein Mann von edlem Herzen. Schon in
seiner Jugend wendete er seine Zeit vortrefflich an, und daher kam es,
daß er weit früher, als man bei anderen gewohnt ist, eine ehrenvolle
Unterkunft fand. Im neunzehnten Jahre seines Alters lernte ihn der
Kurfürst von Sachsen Johann Friedrich als einen geschickten Jüngling
kennen und nahm in auf einer Reise in das gelobte Land mit. Nach
der Rückkunft in das Vaterland berief er den jungen Mahler, dessen
Eigenschaften er immer mehr schätzen gelernt hatte, an seinen Hof nach
Miltenberg und machte ihn daselbst zum Bürgermeister. Daß der