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son an der Nordsee verbunden und verspricht mit jedem Jahre
eine bedeutendere Fabrik- und Handelsstadt zu werden. Auch nach
anderen Seiten sind nach Köln zu Eisenbahnen angelegt, so dass
es als der Mittelpunkt einer der grössten Verbindungen von
Wasser- und Landstrassen zu betrachten ist. Von seinen Waaren
ist die bekannteste das Kölnische Wasser, welches in zahllosen
Fläschchen versandt wird. Von allen wohlriechenden und stär¬
kenden Wassern pflegt man ihm den Vorzug zu geben.
Die grösseste Fabrikstadt Preussens ist Elberfeld geworden,
nachdem diese anfangs kleine Stadt allmählich mit Barmen und
mit einer Anzahl Dörfer, welche sämmtlich in dem Wupperthale
liegen, vereinigt ist und an 70000 Einwohner zählt, welche fast
nur von Man ufaetu rar beit leben. Schon vor 20 Jahren befanden
sich dort 83 Baumwollenfabriken, wofür 6000 Webstühle im
Gange waren, daneben 10 Baumwollspinnereien, an 60 Fabriken
für Leinengarn, Leinwand, Band und Spitzen, 3 Sammt- und 36
Seidenfabriken, 120 Mühlen für Zwirn, ferner 71 Garnbleichen,
93 Färbereien ohne die Fabriken in Eisen und Stahl. Als erster
Ursprung dieser Industrie des Wupperthaies ist das Bleichen des
Leinengarns anzusehen, indem die Wupper als ein klares und zur
Bleiche besonders geeignetes Bergwasser, so wie die bequemen
Ufer derselben die Bewohner zuerst einluden, sich diesem Ge¬
schäfte zu widmen. Allmählich erreichten sie darin einen hohen
Grad der Vollkommenheit, und daraus entstand nun ein zweiter
Industriezweig, nämlich das Weben des Leinen- und Baumwollen¬
garns, wozu späterhin die Schnürriemen und Schnüre kamen,
welche Artikel in der Folge zur höchsten Wichtigkeit stiegen
und einen grossen Theil des Wohlstandes der Stadt gründeten.
Man schritt nun auch zu allerlei künstlichen Leinen- und Baum¬
wollenzeugen, zu Halbleinen u. s. w. Es entstanden Maschinen¬
spinnereien, Färbereien in Türkischroth; den Baumwollenfabriken
folgten Seidenfabriken und erlangten in der ■ neueren Zeit eine
grosse Ausdehnung. Hiermit verband sich endlich ein ausgebrei¬
teter Handel in fast allen Arten von Waaren, und Elberfelder
Kaufleute sind jetzt in allen Welttheilen wohlbekannt.
Aachen, nicht weit von der belgischen Gränze, ist eine der
ältesten deutschen Städte aller Wahrscheinlichkeit nach aber das
älteste Bad in Deutschland. Berühmt wurde es als Kaiser Karls
des Grossen gewöhnliche Residenz, wodurch auch die späteren
Kaiser sich veranlasst sahen, sich dort krönen zu lassen, bis diese
Feierlichkeit später nach Frankfurt am Main verlegt wurde. Doch
besitzt Aachen noch genug ehrwürdige Reste aus der alten Zeit,
wo es noch nicht wie jetzt von den Wollenfabriken leben musste.
Karl der Grosse starb daselbst und ist in einer Kapelle des Doms
begraben. Zur Zeit der französischen Revolution hatte die Stadt
Viel zu leiden und hat sich bis jetzt noch nicht ganz wieder er¬
heben können. Denn die von Köln kommende Eisenbahn führt
die Fremden meist schnell vorüber. Die Umgegend ist zwar schön,
kommt aber doch den Rheingegenden nicht gleich, wesshalb das
Bad nicht so stark besucht wird als manche anderen. Auffallend