Object: Vaterländische Geschichte

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Der Vater aber antwortete und sprach: „Mutter, was weinest du? 
Haben sie doch alle die munteren und runden Füßlein empfangen, wie 
sollten wir denn um die Hüllen uns ängstigen? Haben doch die Kind— 
lein Vertrauen zu uns, wie sollten wir es zu dem nicht haben, der mehr 
vermag, als wir verstehen? — Siehe, seine Sonne kommt! Wohlan! 
laß uns auch unsern Tageslauf, wie sie, mit fröhlichem iß beginnen.“ 
Also redeten sie und wirkten, und Gott segnete die Arbeit, daß sie 
genug hatten samt den Kindlein. 
Denn der Glaube erhebet den Mut, und die Liebe gewähret Stärke. 
Krummacher. 
6 Das Angebinde. 
Als nun die Zeit, der Geburtstag des Vaters, gekommen war, da 
sammelten die drei jüngsten Kinder Blumen, die allerschönsten und ganz 
heimlich, und flochten sie, daß es der Vater nicht sähe, zum schönen 
Kranz und konnten die ganze Nacht kein Auge zutun. 
Und als der Tag erwachte, gingen sie alle öͤrei in des Vaters Käm— 
merlein mit bloßen Füßchen, daß es der Vater nicht höre, und trugen 
den Blumenkranz alle drei und legten ihn auf des Vaters Bett, ganz 
leise, daß es der Vater nicht merke. Der Vater merkte es wohl; aber 
er tat, als ob er schliefe. 
Und als nun Morgen war, da kam der Vater und hatte den schönen 
Blumenkranz und sagte: „Wo sind die Engelein, die mich bekränzet haben 
in der Nacht, da 4 schlief?“ Und die Kinder kamen und hingen an 
ihm, küsseten den Vater und waren voll Freude.“ 
Da kam ein Mann, ein Bote, der brachte ein feines, rundes Fäß— 
lein mit Reifen; darinnen war schöner Wein von Hochheim zu Hause, 
das Herz des Vaters zu erfreuen. Da war der Vater erfreuet, als er 
sah, daß der älteste Sohn es gesendet, und die Kinder tanzten um den 
Vater und um das Fäßlein. 
Darnach trat der Vater an den Tisch und fand ein fein großes 
Blatt; darauf war ein schöner und frommer Gesang von dem zweiten 
Sohne, der aus der Fremde heimgekommen war. Und als der Vater 
es las, da lächelte er, und die Tränen fielen auf das Blatt. 
Da sahen die drei Kleinen den Vater an und sagten: ‚Lieber Vater! 
Nicht wahr, wir können noch nichts geben und nichts i wir sind 
noch so klein!“ — Da nahm der Vater alle drei, das Mägdlein und 
die beiden Knaben, und drückte sie an sein Herz und sagte: „O, gedenket 
nicht, daß eure Gabe geringer sei in meinen Augen! Klopfen doch eure 
kleinen Herzen so gut wie die andern, und mein erhn für euch alle.“ 
Krummacher 
7. Gruß an jemand, den man von Herzen liebt 
Soviel Stern' am Himmel stehen, 
An dem blauen Himmelszelt, 
Soviel Schäflein als da gehen 
Auf dem grünen, grünen Feld,
	        
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