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dem heidnischen Volke als ein Heiligthum des Donnergottes verehrt 
wurde. Als Bonifaciuö, der Apostel der Deutschen, nach Hessen kam, 
und die Abgötterei wahrnahm, welche an diesem Baume getrieben wurde, 
ergrimmte er in seinem Herren und hatte den Muth, trotz der Ver¬ 
wünschungen der Priester und trotz des Entsetzens deS abergläubischen 
Volkes die Art an die heilige Eiche zu legen. Als sie endlich zusam¬ 
menstürzte, ohne daß ein Blitzstrahl den verwegenen Fremdling erschlug, 
erkannte das hessische Volk die Nichtigkeit seiner bisherigen Abgötterei, 
hörte der Predigt des christlichen Apostels zu und ließ sich von ihm 
taufen. BonifaciuS aber erbaute aus dem Holze der gefällten Eiche 
ein Kirchlein. Dann durchzog er weiter das Land, bekehrte noch eine 
Menge Heiden, gründete Klöster und sandte ihnen von Mainz aus, 
wo er Erzbischof war, Geistliche. Der erste Abt daselbst war sein 
treuer Schüler und Nachfolger. Bonisacius konnte auch im hohen 
Alter nicht rasten. Als Greis zog er nochmals aus, die heidnischen 
Friesen zu bekehren. Diese aber achteten seinen heiligen Beruf nicht, 
sondern erschlugen ihn. Seine Gebeine kamen jedoch in eine der von 
ihm gestifteten Kirchen zu ruhen; und sein Andenken blieb in der ganzen 
Christenheit in hohen Ehren. 
\ 83. Ziegeuhain. 
Die alten Landgrafen von Hessen besaßen eine Festung, welche 
jetzt, wo man mit den Kanonen und anderem Geschütze weit besser um¬ 
zugehen versteht, sich nicht zwei Tage würde halten können, und deren 
Walle und Gräben darum geschleift sind, Ziegenhain. In dem 
Kriege der evangelischen Fürsten gegen Kaiser Karl V., worin Land¬ 
graf Philipp der Großmüthige gegen Recht und Versprechen gefangen 
fortgeführt wurde, befehligte ein wackrer Kriegsmann Heinz von Lüder 
die kleine Festung und übergab dieselbe trotz aller Aufforderung und 
Drohungen den Kaiserlichen nicht. Als nun der Landgraf endlich nach 
Hessen zurückkehrte, befahl ihm der Kaiser den Heinz von Lüder als 
einen Ungehorsamen in Ketten aufhängen zu lassen. Der Landgraf ge¬ 
horchte. Aber es waren nicht eiserne Ketten, womit man den tapferen 
Heinz umschlang, sondern goldene, und man hängte ihn nicht an einen 
Galgen, sondern hob ihn nur kurze Zeit an jenen Ketten empor. So 
ehrte der großmüthige Philipp seinen treuen Diener, und der Kaiser ließ 
es sich endlich auch gefallen, daß man seinen Befehl so ausgelegt hatte. 
86. Die Plünderung von Hersfeld 1867. 
Während des unglücklichen Krieges der Preußen gegen die Fran¬ 
zosen befand sich als Besatzung des von den Franzosen höchst willkür¬ 
lich eroberten Kurfürstenthnms Hessen ein Bataillon des badnischen 
Jägerregiments in der Stadt Heröfeld an der Fulda. Die Kurhessen 
überhaupt, die Einwohner von Hersfeld insbesondere, waren aber mit 
der französischen Herrschaft durchaus nicht zufrieden, ja die Letzteren 
erlaubten sich unkluger Weise Widersetzlichkeiten, wobei ein französischer 
Offizier das Leben verlor. Das konnte allerdings nicht geduldet wer¬
	        
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