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östreichischen Adels befand, in die Schweiz, um die trotzigen Bauern zu 
bekämpfen, und den Tod des Vogts Geßler, wie die dem Kaiser angethane 
Schmach zu rächen. Die Schweizer, welche damals nur drei und zwar 
die kleinsten Kantone besaßen, konnten diesem gewaltigen Heere nur 1300 
Mann entgegenstellen. Dennoch waren sie unerschrocken; sie bereiteten 
sich auf den bevorstehenden Kampf durch Gebet und Fasten vor, und er¬ 
warteten den Feind hinter den Brustwehren, die Gott ihnen erbaut hatte. 
Da sie erfuhren, daß der größte Theil der Feinde bei Morgarten, einem 
engen Paß ain Vierwaldstädter See, ins Land zu ziehen gedachte, so la¬ 
gerten sie sich daselbst, weil hier die Überzahl den Östreichern Nichts 
helfen konnte. Als nun am 15. November 1315 Herzog Leopold das 
Heer in den Paß führte, und es, eng zusammengedrückt, den ganzen Weg 
bedeckte, wälzten die Schweizer große Steine, die sie in -Bereitschaft ge¬ 
halten hatten, auf die Feinde. Dadurch geriethen diese in Unordnung, die 
Pferde wurden scheu, viele Reiter sanken zerschmettert nieder, ohne einen 
Feind gesehen zu haben. Dazu konnte Niemand zurück vor dem nach¬ 
dringenden Fußvolke, und als nun die Schweizer, diesen Augenblick be¬ 
nutzend, von den Bergen Herabstiegen, und die Östreicher von vorne an¬ 
griffen, sahen sich diese wie in einem Netze gefangen, und der Sieg der 
Schweizer war mehr ein Schlachten als eine Schlacht zu nennen. Der 
Herzog selbst entkam nur mit genauer Noth aus dem furchtbaren Ge¬ 
dränge, und kehrte mit dem Rest seines von den Bauern besiegten Heeres 
niedergeschlagen und beschämt nach Östreich zurück. Dieser Sieg befestigte 
den Bund der Schweizer und veranlaßte, daß nach und nach mehrere 
Städte, zunächst Luzern, Glarus, Zürich, Zug und Bern sich ihnen an¬ 
schloffen als ewige Eidgenossen, wozu später die meisten übrigen Städte 
kamen. Längere Zeit blieb es nun zwischen Östreichern und Schweizern 
Friede, aber der Groll dauerte fort, und besonders konnten die östreichi¬ 
schen Fürsten ihre erlittene Niederlage nicht vergessen. Als nun 70 Jahre 
später Herzog Leopold II. ein kühner, kriegslustiger Mann, an deren 
Spitze trat, da vermochte er seinen Unmuth über die Schweizer Nicht 
länger zu unterdrücken. Er brachte es bei dem auch gegen die Schweizer- 
erbitterten Adel dahin, daß jene innerhalb 12 Tage 167 Fehdebriefe,'das 
heißt Aufkündigungen des Friedens erhielten. Die Eidgenossen fürchteten 
sich aber nicht, sondern zogen muthig, ja fast ungeduldig dem Feinde ent¬ 
gegen und trafen auf den Herzog selbst, bei Sempach (1386). Als die 
Ritter und Herren die Schweizer zu Fuße erblickten, hielten sie es für 
schimpflich, diese zu Rosse zu bekämpfen, stiegen also von ihren Pferden, 
und bildeten eine lange, fest geschlossene Reihe, einer erznen Mauer gleich, 
aus welcher ihre langen Spieße drohend hervorragten; so gedachten sie ohne 
Hülfe ihres Fußvolks die Feinde allein zu überwinden. Lange konnten 
auch wirklich die Schweizer mit ihren kurzen Waffen gegen die Ritter- 
Nichts ausrichten, und Mancher von ihnen lag schon von einem Speere 
durchbohrt darnieder. Da rettet ein Mann, Arnold von Wiukelried, seine 
Brüder von der drohenden Gefahr. „Eidgenossen," rief er, „ich will 
euch eine Gasse machen, sorgt für mein Weib und meine Kinder!" und 
damit rannte er gegen den Feind, umfaßte soviel Speere, als ihm möglich 
war und drückte sie mit der Kraft seines Körpers zu Boden. Über ihn 
hinweg stürmten nun die Eidgenossen in die entstandene Lücke und trenn¬ 
ten die feste Reihe der Ritter. Als diese das Durchbrechen ihrer Linie
	        
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