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kommt alsdann der Maikäfer, frißt euch die Bäume kahl wie Besenrciser 
und bringt euch zur Vergeltung noch des Kuckucks Dank und Lohn. — 
So sieht's aus. 
27. Der Igel. 
Auch eins von den Thieren, welche ñus Unverstand verfolgt wer¬ 
den, statt daß man ihre Vermehrung auf alle Weise begünstigen sollte. 
Die Igel sind ohnedieß selten, obgleich so ziemlich in der ganzen nörd¬ 
lichen gemäßigten Zone verbreitet. Woher diese Seltenheit kommt, 
da das Weibchen doch wohl ein halbes Dutzend Junge auf einmal 
wirft, laßt sich nicht sagen. Wenigstens schützen ihn die Stacheln, 
womit er statt der Haare bedeckt ist, und sein Vermögen sich so zu- 
sammenzukugeln, daß er keine verwundbare Stelle zeigt, vor.den An¬ 
griffen der meisten Thiere. Die größesten Hunde bellen ihn blos an, 
wagen aber nicht ihn anzutasten. Nur durch reichlich aufgeschüttetes 
Wasser ist er dahin zu bringen, daß er sich aufrollt. Und seine 
Stacheln, obgleich nur einen Zoll lang, sind doch spitz und stark genug, 
um empfindlich zu verwunden. Und so wie er durch diese äußerlichen 
Waffen vor Feinden geschützt ist, so besitzt er auch eine innere Schutz¬ 
wehr, worin ihm kein anderes Thier gleicht. Der Igel ist nämlich 
giftfeft. Spanische Fliegen, welche allen Thieren und auch den Men¬ 
schen höchst verderblich sind, verzehrt er ohne Unbequemlichkeit. Ebenso 
Arsenik, Bausäure und andere starke Gifte. Ja auch die Schlangen 
vermögen ihm nichts anzuhaben. Ein Naturforscher that absichtlich 
eine Kreuzotter in den Kasten, worin er einen Igel mit Jungen sitzen 
hatte. Das Igel-Weibchen machte sich sogleich über die Schlange her, 
ließ sich durch deren wüthende Bisse nicht im mindesten stören, und 
zermalmte den giftigen Kopf der Schlange zu allererst. Die erhalte¬ 
nen Wunden, welche bei jedem anderen Thiere die heftigste Geschwulst 
verursacht hätten, thaten ihm und seinen säugenden Jungen nicht das 
Mindeste. Daß er zur Vertilgung der Schlangen hilft, geht schon 
aus dieser Erzälung hervor. Er verzehrt aber außerdem Mause, 
Frösche, Kröten, Insekten in Menge, weit weniger gern Obst, leistet 
also mehr als eine Katze. Daß er sich auf dem herabgefallenen Obste 
wälze, um es anzuspießen, und so nach Hause zu tragen, ist wohl 
eine Fabel, weil nicht einzusehen ist, wie er es wieder abnehmen soll. 
Ebenso fabelhast ist der Unterschied zwischen Hunds- und Schweins- 
Igeln, denn nicht einmal die graue Farbe, oder die Größe von 10 
Zoll ist einer merklichen Abweichung unterworfen, wieviel weniger die 
Gestalt des Kopfes. Man würde ihn vielleicht mehr in Häusern und 
Scheuern zur Mäuse-Vertilgung halten, — denn er läßt sich einiger¬ 
maßen zähmen — wenn er nicht einen unleidlichen Gestank verbreitete, 
und wenn er nicht in einen Winterschlaf verfiele, welcher ihn hindert 
die Mäuse zu der Zeit zu vertreiben, wo sie sich am meisten in die 
Nähe der Menschen drängen. Auch Das macht ihn in Häusern un¬ 
angenehm, daß er sein Wesen hauptsächlich bei Nacht treibt, und mit 
seinem plumpen Laufe besonders auf Treppen Gepolter verursacht, so 
daß man des Nachts im Schlafe gestört wird.
	        
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