Full text: [Erster Teil, Dritte Abteilung = (Für Quarta), [Schülerband]] (Erster Teil, Dritte Abteilung = (Für Quarta), [Schülerband])

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B. Lyrische Poesie. IV. Weltliche Lieder. 
1. Erfrischend sinkt der Abend 
Herab auf Feld und Au 
Und sendet mild erlabend 
Den Blüten seinen Tau. 
2. Und durch des Laubdachs Ritze 
Blickt Glutgewölk herab 
Und spiegelt einzle Blitze 
Im nahen Springquell ab. 
3. Schon düster ist's hier innen, 
Doch fern winkt rosiger Schein, 
Und Purpurfäden spinnen 
Sich durchs Gezweig herein. 
4. Die Vögel flattern müde 
Dem dunkeln Dickicht zu, 
Und mit dem letzten Liede 
Entschlummern sie zur Ruh'. 
5. O schlummert, schlummert süße 
Und stärkt die kleine Brust, 
Daß heller Klang begrüße 
Des nächsten Tages Lust! 
162. Frühlings Einzug. 
Von Wilhelm Müller. Frühlingskranz aus dem plauenschen Grunde. Vermischte 
Schriften. Leipzig, 1837. 
1. Die Fenster auf, die Herzen auf ! > 
Geschwinde! Geschwinde! 
Der alte Winter will heraus, 
Er trippelt ängstlich durch das Haus, 
Er windet bang' sich in der Brust 
Und kramt zusammen seinen Wust. 
Geschwinde! Geschwinde! 
2. Die Fenster auf, die Herzen auf! 
Geschwinde! Geschwinde! 
Er spürt den Frühling vor dem Thor, 
Der will ihn zupfen bei dem Ohr, 
Ihn zausen an dem weißen Bart 
Nach solcher wilden Buben Art. 
Geschwinde! Geschwinde! 
3. Die Fenster auf, die Herzen auf! 
Geschwinde! Geschwinde! 
Der Frühling pocht und klopft ja 
schon — 
Horcht, horcht, es ist sein lieber Ton, 
Er pocht und klopfet, was er kann, 
Mit kleinen Blumenknospen an. 
Geschwinde! Geschwinde! 
4. Die Fenster auf, die Herzen auf! 
Geschwinde! Geschwinde! 
Und wenn ihr noch nicht öffnen wollt, 
Er hat viel Dienerschaft im Sold, 
Die ruft er sich zur Hilfe her 
Und Pocht und klopfet immer mehr. 
Geschwinde! Geschwinde! 
5. Die Fenster auf, die Herzen auf! 
Geschwinde! Geschwinde! 
Es komnrt der Junker Morgenwind, 
Ein pausebackig rotes Kind, 
Und bläst, daß alles klingt und klirrt, 
Bis seinem Herrn geöffnet wird. 
Geschwinde! Geschwinde! 
6. Die Fenster auf, die Herzen auf! 
Geschwinde! Geschwinde! 
Es kommt der Ritter Sonnenschein, 
Der bricht mit goldnen Lanzen ein, 
Der sanfte Schmeichler Blütenhauch 
Schleicht durch die engsten Ritzen auch. 
Geschwinde! Geschwinde! 
7. Die Fenster auf, die Herzen auf! 
Geschwinde! Geschwinde! 
Zum Angriff schlägt die Nachtigall, 
Und horch und horch, ein Wiederhall, 
Ein Wiederhall aus meiner Brust! 
Herein! herein, du Frühlingslust! 
Geschwinde! Geschwinde!
	        
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