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und Kraniche 4 Wochen, Schwäne 5, der Strauß endlich 6 Wochen, 
um ihre Jungen auszubringen. 
Die Jungen der meisten Vögel kommen nackt und blind ans dem 
Ei, müssen bis zur vollständigeren Ausbildung ihres Körpers von den 
Alten gewärmt und durch Einspeien des Futters geätzt werden. An¬ 
dere Arten haben Dies nicht nöthig, weil die Jungen, sobald sie das 
Ei durchbrochen haben, auch sofort sehen, laufen und mit Flaumfedern 
bedeckt sind. So die jungen Hühner, Enten, Gänse, auch die Strauße. 
Doch werden die Letzteren darum nicht minder von ihren Müttern 
geführt und beschirmt, bis ihr Körper weniger zärtlich geworden ist, 
und sie Erfahrung genug besitzen, sich selbst vor Gefahren zu schützen. 
Ein eigner Lockton sammelt die Jungen um die Mutter her. Doch er¬ 
streckt sich diese mütterliche Sorgfalt nicht leicht über das Jahr der 
Geburt hinaus. 
Manche Alten scheinen ihre Jungen auch zu unterrichten. Sie 
fliegen ihnen vor, drängen sie zum Versuchen und helfen ihnen, wenn 
sie ängstlich sind. Alle Vögel aber verlieren einen Theil ihrer sonsti¬ 
gen Furchtsamkeit, wenn sie Jungen zu beschützen haben. 
32. Die Zugvögel. 
Sohn. Vater, Vater! Der Storch ist wieder da! 
Vater. Hast du ihn gesehen? 
Sohn. Ja, zweimal, einmal auf seinem Neste, da klapperte er 
mit dem Schnabel, und das andre Mal auf der Wiese. 
Vater. Nun was hat er denn auf der Wiese gethan? 
Sohn. Ei, einen Frosch hat er sich geholt. Ich sah ihn in den 
Graben schreiten, und schnapp! hatte er seinen langen Hals hinunter¬ 
geschnellt, und als er ihn wieder in die Höhe richtete, zappelte Etwas 
in dem Schnabel. Das war gewiß nichts Anderes als ein Frosch. 
Hernach flog er mit seinem Weibchen zurück. 
Vater. Hast du ihn denn nicht gefragt, wo er den ganzen 
Winter über gewesen ist? 
Sohn. Ich hatte es nicht nöthig, denn unser Lehrer hat es uns 
schon gesagt. In Afrika war er, jenseit des Meeres, in dem heißen 
Lande, wo es keinen Winter gibt und die Frösche niemals fehlen. 
Vater. Das läßt sich hören. Aber wie kommt er denn dorthin, 
der Weg ist doch weit und lesen kann er auch nicht, Was auf dem 
Wegweiser steht. Und wie findet er gerade sein Nest wieder, ohne irre 
zu werden? 
Sohn. Das hat uns der Lehrer nicht gesagt; aber ich denke, 
Das ist nun einmal so. 
Vater. Das ist wohl so; damit ist es aber nicht genug. Man 
will auch wissen wie? und warum? Einem Knaben von deinem Alter, 
der doch verständiger sein will als ein Storch, sollte es schwer genug 
werden, den rechten Platz in Afrika zu finden und hernach wieder in 
sein deutsches Dorf zu gelangen. 
Sohn. Das ist auch ganz etwas Anderes. Ich müßte Geld 
haben, der Storch braucht keines. Auf jeder Wiese ist sein Tisch ge¬ 
deckt. Ich müßte zu Fuße gehen, und durch tausend Ortschaften passiren,
	        
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