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Das Heidenthum.
Dritte Abtheilung.
Geschichten aus Der Geschichte.
Das Heidenthum.
Es war eine Zeit, da die ganze Erde noch wüst und leer
und finster war. Da sprach Gott: Es werde Licht! — und durch
dieses Machtwort der allmächtigen Liebe ward es hell auf Erden
und das Leben begann. Da ging auch der Mensch ans der Hand
Gottes hervor. Sein Leib war ans Erde, sein Geist ans Gottes
Odem. Er war das wandelnde Ebenbild Gottes, d. h. der Liebe,
denn Gott ist die Liebe. Selig war der Mensch, weil er heilig
war, und Friede und Freude erfüllte und umgab ihn, weil er in
der Gemeinschaft mit Gott stand. Es geschah aber, daß er betrogen
ward durch den Mörder von Anfang und der Lüge glaubte, die
den Hochmuth in ihm weckte, daß er wollte sein wie Gott. Als er
nun Gottes Gebot übertreten, verlor er seine ursprüngliche Herr¬
lichkeit, und mußte hinaus aus dem Paradiese in die Welt, und
die Sünde und der Tod begleiteten ihn. Die Sünde aber schwächte
und verblendete ihm Sinn und Willen. „Die reinen Herzen nur
können Gott schauen." Das reine Herz aber, im vollkommenen
Sinne des Worts, hatten die Menschen verloben. So vergaßen
und verloren sie denn auch den einigen, wahren Gott und hielten
die Creatur für Gott, beteten Sonne, Mond und Sterne an und
verwandelten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes tu ein
Bild, gleich dem vergänglichen Menschen und der Vögel und der
vierfüßigen Thiere und der kriechenden Thiere. Und wie in solchem
Dienst der ursprüngliche Glaube verwandelt war in Aberglauben,
so war auch keine Liebe und keine Hoffnung darin, sondern es
herrschte die Furcht, und die Furcht hat Pein. Darum redet der
Apostel Paulus von den Heiden als von solchen, die von Gott
nichts wissen, deren Verstand verfinstert ist, und die daher auch
keine Hoffnung haben.
Das ist der Ursprung und das Wesen des Heide nt hums,
wovon in den heiligen Schriften, besonders des Alten Testaments,
viel zn lesen ist. lind dieses Heidenthum hat sich in eine Menge
von Religionen getheilt, deren Gottesdienst viele Fabeln und
Gebräuche enthält, die theils sinnlos, theils schändlich sind. Die
ariuen Heiden hatten in ihrer Religion weder Wahrheit noch Trost.