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Erfindung der Buchdruckerkunst
nutzt, noch zu hart und das Papier durchbohrt; man nennt sie
Letterngut. — Endlich hatte Guttenberg anfangs gedruckt mitSchreib-
dinte, dann mit Lampenruß. Schösser erst erfand jetzt die B u ch-
druckerschwärze, welche aus Kienruß und starkem Firniß be-
reitet wird.
So fingen sie an, größere Werke zu unternehmen. Eine latei¬
nische Übersetzung der Psalmen sollte das erste Buch sein. Zu¬
gleich lieh Fanst an Guttenberg eine Sunuue von 1600 Goldgülden,
eine» Druck der ganzen Bibel anzufangen. Allein Faust war hab¬
süchtig, und als Guttenberg die versprochenen Zinsen nicht abtrug,
verklagte er ihn; und da Guttenberg kein Geld hatte zu bezahlen,
wurden ihm 1455 alle seine Lettern und Geräthschaften genommen
und dem Faust zum Ersatz für sein geliehenes Geld zugesprochen. —
Jetzt verband sich Faust enger mit dem geschickten Peter Schösser;
denn Faust gab im Grunde nur das Geld, und im Jahre 1457
vollendeten sie die lateinischen Psalmen, das erste vollständig ge¬
druckte Buch. Es war auf Pergament gedruckt, die Singnoten
waren hineingeschrieben, und die 228 Anfangsbuchstaben waren in
Holz geschnitten und mit Farben abgedruckt. So viel mau weiß,
sind jetzt noch 5 Exemplare dieser Psalmen übrig, in Göttingen,
Dresden, Wien, Mainz und Paris. — Darauf druckten sie eine
lateinische Bibel, und Faust zog weit und breit auf Universitäten
und Märkten mit seinen Bibeln umher, die sehr sauber gedruckt
waren und gern gekauft wurden. Alle staunten diese Kunst an;
und die Mönche, denen dadurch ein so einträglicher Nahrungszweig
abgeschnitten wurde, waren so aufgebracht über den Fanst, daß sie
ihn für einen Schwarzkünstler und Teufelsbanner auöschrieen.
Denn während Faust herumzog, arbeitete Schösser zu Hause mit
seinen Leuten immer fort und hielt sie wie Gefangene eingekerkert,
damit sie ja das Geheimniß nicht verrathen möchten. Im Jahre
1162 ward jedoch Mainz in einem Kriege erobert und Fanst's
Werkstättc gänzlich zerstört. Viele Einwohner flohen aus der Stadt,
und unter diesen auch die meisten jener Buchdruckergesellen. Sie
zerstreuten sich in Deutschland, Italien und Frankreich, fanden
überall gute Aufnahme und verpflanzten nun die Kunst des Buch-
druckeus so, daß Augsburg, Nürnberg, Rom, Venedig, Florenz
in wenig Jahren eigene Pressen hatten, die alle von Deutschen
angelegt waren.
Guttenberg war indeß 1468 zu Mainz gestorben, wo ihm der
Kurfürst seinen Unterhalt gegeben hatte. Seine Kunst ist, wie es
mit allen Künsten geht, vielfach gemißbraucht worden, wie wir noch
immer auf manchem Jahrmarkt sehen, wo theils unnütze, theils