Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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Pilzen, die als Schmarotzerpflanzen sich auf anderen ernähren. Auch 
der Brand im Getreide, vorzüglich im Weizen, ist nichts anderes als 
ein solches Unkraut, das auf Kosten der guten Körner in den Ähren 
wächst, und wenn es mit in die Mühle kommt, das Mehl schwarz macht. 
73. Der Pilz im Walde. 
Zu schaden stehen hier bereit Wie diese Pilze schattenfeucht, 
Giftschwämme in Waldeinsamkeit. Vor denen rings das Leben fleucht I — 
Welch Loos, unthätig bös' zu sein, Das Menschenherz mit seinen Giften 
Gift der Vergiftung nicht zu weih'n, Ist furchtbarer im Unheilstiften. 
(K. Mayer.) 
74. Die Giftpflanzen. 
Unter den Tausenden von Pflanzen, welche in Deutschland wachsen, 
giebt es eine ziemliche Anzahl solcher, die eine heftige und sehr schäd¬ 
liche Wirkung auf den menschlichen Körper hervorbringen; man nennt 
sie Giftpflanzen. Um sich vor ihnen zu hüten, muß man sich diese 
Gewächse nennen, beschreiben und in der Natur zeigen lassen. Die 
meisten Giftpflanzen gehören zu den Kräutern. Von diesen nennen 
wir hier zuerst den Wasserschierling, dessen Wurzel einige Ähnlichkeit 
mit der Sellerie hat. Der Wasserschierling wächst an Gräben, Teichen 
und auf bemoostem Sumpfboden, wo niemand etwas Heilsames suchen 
darf. Die Wurzel ist hohl und durch Querwände in mehrere Fächer 
geschieden, in denen sich eben der schädliche, schnell tödtende Saft der 
Pflanze befindet. Wer die Wurzel der Länge nach durchschneidet, wird 
an jenen Fächern sogleich den Wasserschierling erkennen. — Den ge¬ 
fleckten Schierling unterscheidet man leicht an den rothbraunen Flecken 
auf dem Stengel und den Asten; leider fehlen bei den jüngern Pflanzen 
nur zuweilen diese Flecken. Die Blätter sind gezähnt, die Zähne sehen 
an den Spitzen wie versengt aus. Wenn man die Blätter zwischen den 
Fingern zerreibt, geben sie einen eigenthümlich widrigen Geruch von sich. 
Wer darauf nicht achtet, verwechselt sie leicht mit Kerbelkraut oder Peter¬ 
silie. — Größere Ähnlichkeit mit der Petersilie hat die dritte Art des 
Schierlings, die Gleiße oder Hundspetersilie. Ihre Blätter sind 
auf der untern Seite glänzend und geben, wenn man sie zerreibt, einen 
knoblauchartig-widerlichen Geruch von sich. — Zu den gefährlichsten 
Giftpflanzen gehört die Tollkirsche oder Belladonna, deren reife 
Frucht einer schwarzen Kirsche sehr ähnlich sieht. Kleine Gaben der 
Belladonna bewirken schon Flimmern vor den Augen und Spannung im 
Halse, größere verursachen Schwindel, Betäubung, Raserei, Zuckungen 
und zuletzt den Tod. Zum Glück komwt die Pflanze seltner, nur in 
Gebirgsbüschen vor. Weit häufiger ist dagegen das Bilsenkraut, das 
man fast überall auf Schutthaufen, an Wegen, Hecken und Zäunen 
trifft. Es verräth sich leicht durch seinen häßlichen Geruch und durch 
die schmutzig-gelbe Farbe der Blüthe. Gefährliche Wirkungen äußert 
jeder Theil der Pflanze, besonders aber die Wurzel und der Same. 
Dadurch, daß der letztere in einem Hütchen sitzt und von unverständigen
	        
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