Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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III. Deutschland und seine Dewohner — die Deutschen. 
1. Deutschland *). 
1. Deutschland, dieses große, weite Land, grenzt gegen Süden 
an das adriatische Meer, die Lombardei-Venedig in Italien 
und an die Schweiz — gegen Westen an Frankreich, Belgien 
und Holland — gegen Norden an die Nordsee, die Eider und 
die Ostsee — gegen Osten an Rußland, Polen, Galizien und 
Ungarn, und umfaßt einen Flächenraum von 11,438 Quadratmeilen; 
seine Länge von Süden nach Norden beträgt über 145, und seine 
Breite von Osten nach Westen über 130 Meilen. Mehr denn 43 
Millionen Menschen wohnen auf diesem Raume, so daß, wenn diese 
gleichmäßig vertheilt wären, auf jeder einzelnen Quadratmeile über 3700 
Menschen leben würden. Aber freilich ist ein außerordentlicher Unter¬ 
schied zwischen der Bewohnbarkeit des Landes. In manchen fruchtbaren 
Thälern und Ebenen leben mehr als doppelt so viele Menschen auf 
einer solchen Meile; in öden Gebirgsstrichen oder Sandstächen kaum 
die Hälfte. Denn die Bodenbeschaffenheit Deutschlands ist sehr 
mannigfaltig. Während an seiner nördlichen Küste sich eine ungeheure 
Ebene hinzieht, die so niedrig liegt, daß sie zum Theil durch Dünen 
gegen die Fluthen des Meeres geschützt werden muß, erheben sich an 
seinem südlichen Rande die himmelhohen Alpen, deren höhere Spitzen 
mit ewigem Schnee und Eise bedeckt sind. Und zwischen diesen höchsten 
und tiefsten Grenzen liegen die Hochebenen, die Gebirge und das 
Hügelland von Mittel- und Süddeutschland. 
2. Diese Abdachung Deutschlands von Süden nach Norden ist 
die Ursache, warum die meisten deutschen Ströme von Süden nach 
Norden fließen und sich nach ihrem Laufe querdurch die norddeutsche 
Ebene in die Nord- und Ostsee ergießen. So kommt der Rhein, der 
schönste deutsche Strom, aus der Schweiz vom St. Gotthardsberge, 
durchfließt den Bodensee, und stürzt sich dann bei Schaffhausen von 
einem mehr als haushohen Felsen herab, indem er einen Wasserfall 
bildet, dessen Getöse man eine Stunde weit hören kann. Von da an 
tritt er aber in eine Ebene, wendet sich bei Basel nördlich und bildet 
hier, dem Schwarzwalde gegenüber, die Grenze zwischen Deutschland 
und Frankreich. Weiter nördlich bei Mannheim, nimmt der Rhein dann 
rechts den aus Schwaben kommenden Neckar, bei Mainz den Main, 
links bei Bingen die Nahe und bei Koblenz die Mosel auf. Sie ist 
der letzte recht schiffbare Nebenfluß des Rheines, denn die fast gegen¬ 
über einfließende Lahn und die weiter unten mündende Wied, Sieg, 
Wupper, Ruhr und Lippe können keine großen Schiffe tragen. Von 
Köln an durchfließt der Rhein die nordwestdeutsche Ebene, tritt dann in 
Holland, theilt sich dort in mehrere Arme und ergießt sich in die Nord - 
*0 Die. Wandkarte Deutschlands wird benutzt: das in dieser Beschreibung Enthaltene, 
was bereits früher im Einzelnen vorgenommen, nun im Ganzen aufzufassen und so den 
Schülern zu einem klaren Gesammtbilde Deutschlands zu verhelfen.
	        
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