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Lieder.
1. Der Kinder Liebe zu den Eltern.
1. Meine Eltern herzlich lieben, sollte mir nicht Freude sein? Diese Pflicht sollt’
ich nicht üben? Schrieb sie Gott ins Herz nicht ein?
1. Meine guten Eltern sorgen täglich für mein Wohlergeh’n: froh kann ich den
neuen Morgen, froh den Abend wiederseh’n.
3. Lernte Gott durch sie erkennen, der die guten Kinder liebt, lernt’ ihn meinen
Vater nennen, der mir alles Gute giebt.
4. Liebe soll mein ganzes Leben meinen gnten Eltern weihn; ihnen Freud’ und
Dank zu geben, soll auch meine Freude sein! (J. F. Seidl.)
2. Prüfungslied.
1. Feierlich nah’n sich die Stunden der Prüfung uns wieder. Vater, dir tönen aufs
neue die kindlichen Lieder! Helleres Licht, Muth zur Erfüllung der Pflicht, strömtest
du liebend hernieder!
2. Vater der Liebe, ach könnten wir würdig dich loben! Was uns erfreut und
beglücket, das kommt ja von oben; Wohlsein und Kraft, alles, was Segen uns schafft,
hast du ins Leben gewoben.
3. Darum sei jetzt von uns allen mit fröhlichen Zungen, Vater und Herr, dir ein
herzliches Danklied gesungen, lass uns auch heut’ rühmen in herzlicher Freud’! Heil
uns, der Fleiss ist gelungen!
3. Lied der Freude.
1. Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht; pflücket die Rose, eh’
sie verblüht! Man schafft so gern sich Sorg' und Müh’, sucht Dornen auf und findet sie
und lässt das Veilchen unbemerkt, das uns am Wege blüht. Freut etc.
2. Wenn scheu die Schöpfung sich verhüllt und laut der Donner ob uns brüllt, so
lacht am Abend nach dem Sturm die Sonne doppelt schön! Freut etc.
3. Wer Neid und Missgunst sorgsam flieht, Genügsamkeit im Gärtchen zieht, dem
schiesst sie schnell zum Bäumchen auf, das goldne Früchte trägt. Freut etc.
4. Wer Redlichkeit und Treue übt und gern dem ärmern Bruder giebt, da siedelt
sich Zufriedenheit so gerne bei ihm an. Freut etc.
5. Und wenn der Pfad sich furchtbar engt und Missgeschick uns plagt und drängt,
so reicht die Freundschaft schwesterlich dem Redlichen die Hand. Freut etc.
6. Sie trocknet ihm die Thränen ab und streut ihm Blumen bis ins Grab; sie wan¬
delt Nacht in Dämmerung und Dämmerung in Licht. Freut etc.
7. Sie ist des Lebens schönstes Band: Schlagt, Brüder, treulich Hand in Hand! so
wallt man froh, so wallt man leicht ins bess’re Vaterland! Freut etc.
(H. M. UstcrL)
4. Gesellschastslied.
1. Es kann ja nicht immer so bleiben hier unter dem wechselnden Mond; es blüht
eine Zeit und verwelket, was mit uns die Erde bewohnt.
2. Es haben viel fröhliche Menschen lang vor uns gelebt und gelacht, der Ruhenden
unter dem Rasen, sei freundlich und herzlich gedacht!
3. Es werden viel fröhliche Menschen lang’ nach uns des Lebens sich ireu’n, uns
Ruhenden unter dem Rasen, ein bleibendes Andenken weih’n.
4. Wir sitzen so traulich beisammen, wir haben uns alle so lieb, wir heitern ein¬
ander das Leben: :,: Ach, wenn es doch immer so blieb’! :,:
5. Doch weil es nicht immer so bleibet, so haltet die Freundschaft recht fest; wer
weiss denn, wie bald uns zerstreuet :,: das Schicksal nach Ost und nach West! :,:
6. Doch sind wir auch fern von einander, so bleiben die Herzen sich nah, und alle,
ja alle wlrd’s freuen, :,: wenn einem was Gutes geschah.
7. Und kommen wir wieder zusammen naen glücklich vollendeter Bahn, so knüpfen
ans fröhliche Ende :,: den fröhlichen Anfang wir an! :,: (A. Fr. von Kotzebue.)
5. Lied der Treue.
1. Ein getreues Herz zu wissen, hat des höchsten Schatzes Preis; der ist selig z«
begrüssen, der ein solches Kleinod weiss. Mir ist wohl beim höchsten Schmerz, denn
ich weiss ein treues Herz.
2. Läuft das Glück auch gleich zu Zeiten anders, als man will und meint; ein ge¬
treues Herz hilft streiten wider alles, was uns Feind. Mir ist wohl etc.
3. Sein Vergnügen steht alleine in des andern Redlichkeit, hält des andern Noth
für seine, weicht nicht auch bei böser Zeit. Mir ist wohl etc.
4. Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke, Geld und Reichthum schnell zerstäubt;
Schönheit schwindet bald zurücke; ein getreues Herz das bleibt. Mir ist wohl etc.
5. Oli beisammen, ob geschieden; ein getreues Herz das siegt, giebt sich allezeit
zufrieden, stehet auf, wenn’s niederliegt. Mir ist wohl etc. • (Paul Flemmlng.)
6. Bundeslied.
1. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, diese schöne Freundschaftsstunde führ’ uns
bin zu lichten Höhn! Lasst, wjs Irdisch ist, entfliehen; uns’rer Freundschaft Harmonien
bleiben ewig fest und schön. :,: