Full text: Hannoverscher Kinderfreund

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Erde waren ihre Wohnungen; Thierfelle ihre Beklei¬ 
dung; Waldobst und Wild ihre Speise. Vom Ackerbau 
war nur erst ein geringer Anfang gemacht. Die Männer 
beschäftigten sich vorzüglich mit Jagd und Spiel. Allge¬ 
meine Landesherren gab es nicht. Die Hausväter waren 
Regenten ihrer Familien und versammelten sich zuwei¬ 
len zu Beratschlagungen über die Angelegenheiten ih¬ 
rer Völkerschaft. Alte erfahrne Greise (Graue oder 
Graven, Grafen) waren ihre Richter und sagten, was 
nach Gebrauch und Gewohnheit Recht oder Unrecht 
sei. Die Religion der in diesem Königreiche woh¬ 
nenden Völker war, wie die aller übrigen Völker 
Deutschlands, die heidnische. Die Cherusker wur¬ 
den zu der Römer Zeiten für den mächtigsten Völ¬ 
kerstamm des nördlichen Deutschlands gehalten. Als 
die Römer Deutschland unterjochen wollten, zeichneten 
sie sich besonders durch Tapferkeit aus. Ihr Heer¬ 
führer oder Herzog, Hermann, besiegte das römische 
Kriegsheer und befreiete dadurch Deutschland von der 
Dienstbarkeit. Von den Römern lernten die Deut¬ 
schen bessere Betreibung des Ackerbaues und der 
Viehzucht, einige Handarbeiten und Gewerbe. 
Im fünften Jahrhunderte nach Christi Geburt 
wurden die Cherusker von einem andern deutschen 
Völkerstamme, den Thüringern, besiegt, und es herrsch¬ 
ten also um diese Zeit in einem grossen Theile 
des jetzigen Königreichs die Thüringer. Nicht lange 
nachher wurden auch diese von einem andern mächti¬ 
gen Völkerstamme, den Sachsen, welche in Holstein 
und an der Ostsee safsen, besiegt. Alle diese 
Völker vereinigten sich nun mit einander, und bildeten 
zusammen ein mächtiges Volk. Ihr Land war in ge¬ 
wisse Distrikte, Gaue genannt, eingetheilt. Ein sol¬ 
cher Gau bestand aus mehreren zerstreut liegenden 
Wohnungen, woraus nach und nach Dörfer und Städte 
entstanden, und hatte seinen Richter, Gaugrafen. 
In Westen von den Sachsen lebte ein eben so 
mächtiges Volk, die Franken. Sachsen und Franken 
geriethen miteinander in Krieg. Die Sachsen wehr¬
	        
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