2
Wenn aber das Kind aus der Schule entlassen ist, tritt es
meist aus dem engen Kreise der Familie heraus. Es kommt in
die Lehre, tritt als jugendlicher Arbeiter in die Fabrik, kommt in
neue Verhältnisse und neue Umgebungen. Die hier neu erworbe¬
nen Vorstellungen müssen, weil sie von ganz besonderer Frische
und Klarheit sind, die früheren Vorstellungsmassen verdunkeln
und allmählich eine herrschende Stellung im Bewußtsein des
jungen Menschen einnehmen.
An Stelle der alten bildet sich ein neues Vorstellungszentrum,
der Beruf, und wir würden vollständig unpsychologisch handeln,
wenn wir diese starken Vorstellungen nicht im Unterrichte be¬
nutzen wollten. Das lebhafte Interesse, das der Schüler seinem
Berufe und allem, was damit zusammenhängt, entgegenbringt,
zwingt uns allein schon dazu, den Beruf zum Mittelpunkt des
Unterrichts zu machen, und damit ist die Nächstliegende Aufgabe
der Fortbildungsschule gegeben: die Berufsbildung der
Zöglinge zu fördern.
Durch seinen Beruf tritt aber der Fortbildungsschüler sofort
in Beziehungen zum öffentlichen Leben. Diese Beziehungen muff
die Fortbildungsschule berücksichtigen. Dazu dient die staats¬
bürgerliche Belehrung, die aber weniger die Einführung eines
neuen Stoffgebietes erfordert als die methodische Verwertung des
schon vorhandenen gewerblich-technischen und kaufmännisch-wirt¬
schaftlichen Stoffes, obwohl dieser hier und da zu ergänzen sein
wird.
Wenn der junge Mann die Volksschule verläßt, wird er
aber nur zu oft auch sogleich mitten in den Riesenkampf gestellt,
der auf politischem, wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Gebiete
geführt wird. Um ihn tosen die Wellen des öffentlichen Lebens.
Schutz- und hilflos steht er mitten darin, leicht zugänglich dem
Einfluß gewissenloser Fanatiker und Verführer, leicht für deren
antinationale Pläne zu gewinnen.
Ebenso wie die unterrichtlichen Resultate der Volksschule
schnell verloren gehen, wenn sie nicht weiter geübt und gehütet
werden, ebenso geht es den erhaltenen sittlichen Anregungen.
Wie ein Sturmwind fegt das Leben sie hinweg, wenn sie keine
Kräftigung, kein Ziel, keine Richtung erhalten. Der Volksschule
soll damit kein Vorwurf gemacht sein, sie kann keine Charaktere
bilden, sondern nur die Anfänge zur sittlichen Charakterbildung
geben, nur Keime sittlicher Kraft pflanzen, und das auch nur
unter der Voraussetzung günstiger häuslicher Verhältnisse und
guter Anlagen.
Mit dem Austritt aus der Schule ist der Jüngling der
planmäßigen erziehlichen Einwirkung entzogen, in vielen Fällen
fehlt ihm auch der erziehliche Einfluß des Elternhauses. Rur zu