Full text: Der kleine deutsche Jugendfreund

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im Ganzen zwar eines mittelwarmen Klima' s; aber 
die bedeutenden Abwechselungen in der Gestalt und Be¬ 
schaffenheit der Oberfläche, die im Süden riesenhaft auf¬ 
steigt, dann zum ebenen Hochlande sich ausbreitet und 
wiederum in Gruppen und Reihen von Erhebungen sich 
darstellt, bis sie endlich zur nördlichen Niederung herab¬ 
sinkt, bringen in demselben beträchtliche Verschiedenheiten 
hervor. Die von dem Alpengebirge und seinen Verzwei¬ 
gungen bedeckten Gegenden sind bei weitem kälter, als sie 
ihrer geographischen Breite zwischen dem 46 und 48 Grade 
nach seyn sollten. Hier hat der Winter im Bereich der 
Schneelinie, die durchschnittlich in einer Hohe von 7,800 
bis 8,150 Fuß über der Meeresfläche am Gebirge hin¬ 
läuft, seinen ewigen, von den erwärmenden Strahlen der 
Sonne unberührten Thron ans weilen Schneefeldern, Eis¬ 
meeren und Gletschergruppen aufgeschlagen und die Land¬ 
schaft ringsher einförmig erstarrt; während wenige tau¬ 
send Schritte tiefer in den geschützten Thälern drückende 
Wärme herrscht. Die zu 7,000 bis 8,000 Fuß aufstei¬ 
genden Höhen thun, wenn der Sommer warm ist, ihr 
Schneegewand auf 1 bis 2 Monat im Jahre völlig ab, 
und bieten dann eine zwar kurze, aber überaus gewürz¬ 
hafte Sommerwaide dar. Auf den tiefer als 5,000 Fuß 
liegenden Höhen grasen die Heerden schon zur Frühlings¬ 
zeit. Hier dauert der Winter an 6 Monate; in der Thal¬ 
fläche dagegen nur 3. So sind in Oberkärnthen die Knos¬ 
pen noch fest verschlossen, wenn der Obstbaum in Unter- 
kärnthen bereits in voller Blüthe prangt; so ist dort noch 
kein Hälmchen reif, wenn hier die Aerndte ihren Ansang 
nimmt. Aehnliches findet auch auf den Gebirgen Mittel¬ 
deutschlands statt. Der arme Bewohner des Harzes hilft 
dem nahen Quedlinburg das Gctraide heimbringen, und 
wenn er damit fertig ist, kommt er immer noch frühe genug,
	        
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