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durstet nach der göttlichen Wahrheit, hinwiederum aber wehe den Verächtern
göttlichen Worts! Ja! ein selig Volk ist das, welches der Herr ein Gott ist!"
Am 23. April 1544 hielt Huberinus die erste evangelische Predigt in der
Stiftskirche zu Oehringen.
Vollendet wurde das Werk der Reformation in Hohenlohe durch die
Nachfolger der Grafen Albrecht und Georg, die beiden Grafen Ludwig Kasimir
und Eberhard von Hohenlohe, von denen ersterer die neuensteinische, letzterer
die waldenburgische Linie stiftete. Diese traten im Jahr 1551 öffentlich der
evangelischen Lehre bei und förderten (besonders Kasimir, geb. den 12. Januar
1517) die Ausbreitung derselben mit vielem Eifer.
Ueber der Kirche wurde auch das hart darniederliegende Schulwesen
nicht vergessen. Die Grafen Wolfgang und Kraft, Neuenstetner Linie, grün¬
deten besonders vom Jahr 1581 an viele neue Schulstellen. Die erste Mäd¬
chenschule wurde im Jahr 1587 in Oehringen errichtet, und damit für diese
Stadt Luthers Wunsch, den er schon im Jahr 1520 aussprach, erfüllt: „Wollte
Gott, daß jede Stadt hätte auch eine Mägdleinschule, darin des Tags die
Mägdlein eine Stunde das Evangelium höreten!" Vorher nemlich war für
den Schulunterricht des weiblichen Geschlechts so viel wie gar Nichts geschehen.
Die beiden Grafen gingen dabei von der Ansicht aus, „daß in einem wohlge¬
ordneten Regiment nächst dem göttlichen Worte gute Schulen das höchste Klei¬
nod und gleichsam schöne Gärten seien, worin allerhand fruchtbare Bäume
erzogen werden, welche man mit der Zeit an mancherlei Orte hin versetzen
könne, wo sie nützliche Früchte bringen."
180. Gustav Adolph und der dreißigjährige Krieg.
(1618 — 1648.)
Durch deu zu Augsburg im Jahr 1555 geschlossene» Neligiousfriedeu waren
den Evangelischen gleiche Rechte mit den Katholiken eingeräumt worden; allein
die letzteren erlaubten sich als die Stärkeren im Lauf der Zeit allerlei Bedrückungen
gegen die Evangelischen, und in Folge davon kam es iin Jahr 1618 zu einem
Krieg, der in Böhmen anfing, aber nach und nach sich über ganz Deutschland aus¬
breitete und daffelbe dreißig Jahre lang verheerte, daher man diesen Krieg den
dreißigjährigen Krieg nennt. Die protestantischen Fürsten hatten alle ihre Kraft
aufgeboten, aber vergebens; der bayerische General Tilly und der kaiserliche Ober¬
feldherr Wallenstein erfochten Sieg ans Sieg über sie und über den König von
Dänemark, der ihnen zu Hülse kommen wollte.
Die Sache der deutschen Protestanten war nun in der größten Gefahr, und
bei Menschen schien Alles verloren. Der Kaiser herrschte durch seine Heere unum¬
schränkt, und jetzt war es, als hätte er die Macht in Händen, die evangelische Lehre
ganz zu unterdrücken. Doch wenn der Menschen Rath und Hülfe aus ist, fängt
des Herrn Hülfe an, und was Gott erhalten will, ist wohl erhalten! Die Blicke
der bedrängten Protestanten richteten sich nach Schweden; und dem edlen, frommen
Schwedenkönig Gustav Adolph entbrannte das Herz über dem Leiden seiner prote¬
stantischen Brüder. Wohl hoffte er auch deutsches Land und Einfluß in Deutschland
zu erwerben; aber dabei lag ihm doch die Rettung der evangelischen Kirche sehr am