Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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Frosch, manches schlafende Fischchen wird ihm zur Bente, sogar die 
Schnecke in ihrer rollenden Festung ist vor seinem Griffe nicht sicher. 
Aber lieber noch als an das lebendige Gethier macht er sich über 
das verwesende; oft findet man ihn schaarenweise in den modernden 
Resten eines Hechts. Die Krebse fallen wohl auch über einander selbst 
her, ein plumpes Ringen, Zerren und Kneifen ohne Grimm und 
ohne Leidenschaft, ohne List und ohne Heldenmuth. Es ist allein die 
Freßgier, welche die träge Waffe treibt. Doch bei aller Stumpfheit 
und Freßgier zeigt die Krebsmutter einen Zug elterlichen Sinnes. 
Denn sie trägt nicht bloß ihre Eier, sondern zum Theil auch ihre eben 
ausgeschlüpften Jungen mit sich herum. 
Der Krebs ist langlebig, schwer zu todten; selbst der Schärfe 
des Essigs und des Weingeistes widersteht seine Wassernatur noch 
stundenlang. Ein Alter von zwei Jahrzehnten erreicht er woh! 
drunten in seinem Element, und er darf schon einen Fuß, eine Schere 
missen, ohne sich krank zu fühlen; weiß er doch, daß sie ihm wie¬ 
der wachsen. Gefangen wird er bei Tag und Nachts bei Lichterschein; 
aber wenn man ihn fangen will, muß man ihn tapfer greifen. Faßt 
man ihn furchtsam, nicht an beiden Scheren, sondern etwa bei einer, 
so gibt er kühlen Herzens diese daran und flüchtet rückwärts in sein 
Versteck. Der ungelenke Körper ist auf einmal elastisch geworden, 
mit der Kraft einer Sprungfeder krümmt sich der breite Ruderschwanz 
unter die Brust und schlägt das Wasser so lebhaft, daß der Rückzug 
in schnellem Schusse erfolgt. Oft aber gräbt und stemmt sich der 
Angegriffene auch unantastbar in den Schlamm. Eine Art der Land¬ 
krabben legi sogar, wenn sie überfallen wird, die rechte Schere, die 
viel größer ist als der ganze Körper, quer vor den Eingang, so daß 
kein Feind nahen kann. 
23. Der Seidenspinner. 
Der Seidenspinner ist ein Nachtschmetterliug, ungefähr einen 
Zoll lang und mit ausgespannten Flügeln zwei Zoll breit. Er hat 
gelblichweiße Flügel mit drei blaßbraunen Streifen und kammartige 
Fühlhörner. Das Weibchen legt in einigen Tagen 300 — 500 Eier, 
die so groß sind, wie Hirsekörner. Durch eine Wärme von achtzehn, 
bis zwanzig Graden werden diese Eier in sechs bis acht Tagen aus¬ 
gebrütet. Die kleinen Räupchen, die erst weiß sind, dann braun 
werden und zuletzt einen schwarzen Kopf bekommen, wachsen schnell.
	        
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