Vom Menschen.
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Kenntniß ihrer rechten Nahrungsmittel rc. werden ihnen angeboren. Manche
übertreffen den Menschen an dem einen, oder andern Sinn, an Stärke, an
Größe, an Dauerhaftigkeit rc. Allein alle diese scheinbaren Vorzüge ver¬
schwinden, wenn wir den Menschen und seine Bestimmung nicht blos nach
dem Körper, sondern seinem vernünftigen, unsterblichen Geiste nach betrachten.
8. 290. Die wahren Vorzüge des menschlichen Körpers vor dem
thierischen sind indeß schon sehr groß. Der Mensch geht in aufrechter
Stellung einher und überschaut mit seinem Auge Himmel und Erde.
Schon dies Aeußere unterscheidet ihn als Herrn von dem Diener in dem
großen Wohnhause der Erde, indem die Thiere mit gekrümmtem Nacken
und gesenktem Haupt erscheinen und ihren Blick an den Boden heften. Ein
anderer Vorzug liegt in dem Gebrauch seiner Hände, deren Lage und Stel¬
lung aufs deutlichste beweisen, daß sie ihm nicht zum Gehen, sondern als
Werkzeuge gegeben sind, mit denen er die mannigfaltigsten und wundervoll¬
sten Arbeiten zu verrichten im Stand ist. Das Vermögen, Andern seine
Empfindungen durch Mienen, Blicke, Gebärden, durch Weinen und Lachen
auszudrücken, übertrifft Alles, was man von der Art bei den Thieren be¬
merkt. Endlich ist auch der edelste und wohlthätigste seiner ausgezeichneten
Vorzüge, die Sprache, zum Theil seiner körperlichen Bildung zuzuschreiben.
8- 291. Den menschlichen Körper theilt man in 3 Haupttheile:
Kopf, Rumpf oder Leib und Glieder. Am Kopf unterscheidet man:
den von den Haaren bedeckten Schädel mit dem Hinterkovf, Wirbel und
Scheitel, sodann die beiden Schläfe und Ohren, und am Gesichte die
Stirne, die Augen mit den Augenbrauen und Augenliedern, die Nase, den
Mund mit den Lippen, die Wange, das Kinn, und zwischen dem Kopfe und
dem Rumpfe steht der Hals, dessen vorderer Theil die Kehle und der hin¬
tere der Nacken oder das Genick heißt. Der Rumpf besteht aus dem
Ober- und Unterleibe. Zum Oberleibe gehören die Schultern, der
Rücken, die Seiten, die Brust; zum Unterleibe der Bauch, die Hüfte und
das Kreuz. Auch innerlich ist der Leib in 2 Abtheilungen unterschieden,
indem das Zwerchfell die Brusthöhle von der Bauchhöhle trennt. In
der Brusthöhle liegen das Herz und die Lunge, in der Bauchhöhle der
Magen, die Leber, die Gedärme und die übrigen Eingeweide, welche inneren
Theile §. 297—303 näher beschrieben werden. Die Glieder des LeibeS
sind 2 Arme und 2 Beine. Jeder Arm hat 3 Theile, den Oberarm, den
Unterarm und die Hand; die Hand theilt sich in 5 Finger, den Daumen,
Zeige-, Mittel-, Gold- und den kleinen Finger. Die Beine haben gleich¬
falls 3 Theile: Die Schenkel, die Beine und die Füße. Das Bein, daS
Schienbein, die Wade, der Knöchel, die Fersen, die Fußsohlen und an jedem
Fuß 5 Zehen sind die kleineren Theile derselben.
8. 292. Mehrere Theile des menschlichen Körpers stehen zu einander
in naher und notwendiger Beziehung und wirken zur Erreichung eines ge¬
wissen Zweckes stets gemeinsam. Man unterscheidet daher: a) Die Or¬
gane der inneren und äußeren Bewegung, als Knochen, Muskeln
und Nerven, b) Die Organe der Verdauung, nämlich Magen mit
Speiseröhre und Gedärmen, sowie Leber sammt Gallenblase, e) Die Or-
Wagnrr's Handbuch II. tz