Das Westgotenreich.
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näen seine Sitten und seine Sprache, aber auch eine gewisse politische Selb¬
ständigkeit bis aus den heutigen Tag behauptet hat, benützten die Unruhn
sich auszubreiten, allein Leuwigild eroberte 581 einen Teil ihres Landes,
zwang sie zum Hohn die Stadt Victoriaeum (Vittoria) zu bann und veran¬
laßt durch seine Strenge viele nach den östlichen Abhängen der Pyrenäen zu
ziehn, von wo sie auch einen Teil der Ebne einnahmen und dem Lande ihren
Namen gaben (Waskonen, Gascogne). Die Hülse, welche die Frankenkönige
Childebert II und Chilperich dem empörten Sohn leisten wollten, hielt er
schlau zurück, indem er für seinen zweiten Sohn Reccared (Richared) um des
letzlern Tochter Rigunthe warb (s. 8 70, 4 und 5); die Sueben erlitten eine
Niederlage und 584 ergab sich Hispalis. Hermenegild entkam, ward aber von
den Griechen, denen er sich anvertraut, um Geld an den Vater verraten, der
ihn nach Valencia verbannte, dann aber bei einem Fluchtversuch 585 enthaupten
ließ. Jngunde suchte zu den Franken zu entkommen, die Griechen aber schifften
sie ein, um sie nach Constantinopel zu führen, und sie starb unterwegs in
Afrika. Der Krieg, den deshalb Gunthramm anfieng, diente nur Leuwigilds
Macht zu vergrößern (8 70, 5). Und auch dem Suebenreich machte L.
585 ein Ende. In dem Nordwestwinkel der pyrenäischen Halbinsel hatte sich
das kleine Volk behauptet und durch Raubzüge gefristet, aber kein kräftiges
Volksleben entwickelt. Unter König Chararich (Karrarich) und dessen Sohn
Theodemir (561) trat die gestimmte Geistlichkeit zur katholischen Kirche über
und der Beistand, den König Mir (Miro) Hermenegild leistete, war dadurch
motiviert. Nach Mirs Tod (583) zwang ein Empörer Andeca seinen Sohn
Eborich (Enrich) ins Kloster zu gehen, gab aber dadurch Leuwigild Veran¬
lassung 585 das Land zu unterwerfen.
3. Bei einem Religionsgespräch, welches Reccared (586—601) zwischen
den katholischen und arianischen Bischöfen veranstaltete, erwies sich die Kraft der
Wahrheit, welche die erstern besaßen, und der mit geringem Widerstand er¬
folgte Übertritt des gesamten Volks bezeugt, wie der Arianismus nur, wo er
sich mit politischer Leidenschaft verband , eine Art Glaubenseifer hervorzurufen
vermochte: Beobachtungen, welche durch Geltendmachung des Umstands, daß
die größere Zahl der Reichsbewohner katholisch war, weder widerlegt noch
geschwächt werden. Rasch erfolgte nun die gänzliche Verschmelzung der beiden
Völker, aber das Reich gieng trotzdem um so schneller dem Untergang entgegen, _
weil l) in dem üppigen Klima durch die römische Lebensfeinheit die Kräftigkeit
des germanischen Volkstums absorbiert, der größte Teil der Goten unkriege¬
risch und unsittlich ward, 2) um so mehr die innern Unruhn durch das Wahl¬
recht sich häuften und steigerten, 3) der Einfluß, welchen die Könige der
Geistlichkeit, um das Gegengewicht gegen die Großen zu haben, einräumten,
diese selbst zur Weltlichkeit, anderseits aber auch zur Unduldsamkeit verleitete.
Die von Recared 589 nach Toletum (Toledo, das schon längst Königssitz ge¬
worden war) berufne Kirchenversammlung (67 Bischöfe, darunter 5 Metro¬
politen) beschäftigte sich ernst mit der Kirchenzucht, und der König that alles
mögliche zur Hebung und Kräftigung der Kirche. Auch begann er die Ent-
wersung eines einheitlichen Rechts. Glück begleitete ihn in seinen Kriegen
gegen die Franken, Griechen und Basken und er starb in Frieden, Und dennoch
nach seinem Tod neue Verwirrung. Seinen Sohn Liuva II (601 — 603)
tödete Witerich (Widern, 603—610), aber die Schmach, welche er von den
Frauken erlitt (8 70, 6), das Ungeschick, welches er in allen Unternehmungen
bewies, unb seine Gewaltthätigkeit veranlaßten eine Verschwörung und seine
Ermordung. Die kurze Negierung Gundemars (610—612) war durch
Dietsch, Lehrbuch d. Geschichte. II. Bd. 1. Abth. 2. Aufl. 18