Europa.
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schluckst, Leuk in Wallis an der Rhone, Gais in Appenzell. Rühmens--
werth ist auch die Heil- und Erziehungsanstalt für kretiniscbe Kinder auf
dem 3000' hohen Abendberg im Berner Oberland.
§. 38. Frankreich
ist größtentheils eben, nur im Süden reichen die spanischen Pyrenäen und
italienischen Alpen ins Land. Ein Zweig jener ist das 5—6000' hohe
GebirgevonAuvergue, die Wasserscheide zwischen Loire und Ga rönne,
und die Sevennen zwischen Loire und Rhone. Mit dem Jura hängen
die Vogesen längs des Rheins und mit diesen das Waldgebirg der Ar¬
dennen an der niederländischen Gränze zusammen. Der Boden ist fast
überall ergiebig, und liefert köstlichen Wein in der Champagne und in
Burgund, im Norden Produkte wie in Deutschland, zu denen im Süden
namentlich in der Provence Oliven und Südfrüchte kommen. Durch all-
zuviele Zerstückelung der Ackergüter sind Feldbau und Viehzucht sehr zu¬
rückgegangen. So ist nickt nur die Pferdezucht schlecht geworden und reicht
für den Kriegsbedarf bei weitem nicht aus, auch die Menschen haben durch
schlechtere Nahrung an Kraft und Größe abgenommen. Treffliche Straßen
und Kanäle fördern den Verkehr. Der 30 Meilen lange Südkanal oder
Kanal von Languedoc verbindet das mittelländische mit dem atlantischen
Meer, ein anderer die Loire und Saone, ein dritter Loire und Seine.
Mit geringer Ausnahme sind die Einw. Franzosen und Katholiken. In
der Natur- und Militärwissenschaft stehen ihre Gebildeten auf hoher Stufe,
und für die Förderung der Künste fehlt es, besonders in Paris, nicht an
trefflichen Anstalten. Durch's Unterrichtswesen ist aber sowohl in Paris
als im übrigen Lande fast nur für die besseren Köpfe gesorgt. Dem großen
Haufen wird mechanisch nur das Notdürftigste gelehrt und verfällt dieser um
so mehr der Rohheit und Ausschweifung. Die Industrie ist erfinderisch und
sehr ausgedehnt. Zur Ausfuhr kommen besonders Gewebe von Seide,
Baumwolle, Wolle, Leinen, Wein, gegerbte Häute, Leder-, Metall-, Galan¬
terie-, Porzellan- uub Glaswaaren. Der französische Handel verhält sich
zum englischen, wie 1 zu 5. Während die französische Handelsflotte jetzt
einen Gehalt von 683,000 Tonnen hat, beträgt der der englichen Flotte
3,400,000 Tonnen. Die jetzige Verfassung des Landes heißt zwar repu¬
blikanisch, ist aber streng monarchisch. An der Spitze steht einstweilen auf
10 Jahre als Präsident mit fast unbeschränkter Gewalt Louis Napoleon,
ein Neffe des Kaisers Napoleon.
Die 86 Departements, in die das Land seit 1790 eingetheilt ist, bil¬
deten vordem 17 Provinzen, deren Namen, soweit sie noch Wissenswerth,
sind, bei den einzelen Städten bemerkt werden sollen. Sitz des Präsidenten,
der höchsten Behörden, Universität und Hauptstadt des Landes ist Paris,
an und auf Inseln der Seine. Paris ist, wie keine andere Stadt in irgend
einem Lande, in allen Dingen das Haupt und Herz von Frankreich. Es
bevormundet und regiert das ganze Land, es entscheidet über dessen Schick¬
sal, es macht die Revolutionen und beendet sie, in ihm ist Frankreich erobert.
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