234
Geschichte
Tyrus aus, das zuDavid's Zeit das Haupt des phönicischen Städtebun¬
des war. Ihre Kaufleute waren Fürsten, in ihrem Hafen ragte ein Wald
von Masten empor, zu denen der Libanon das Holz gab, und auf ihren
Schiffen wehten Segel von gestickter Seide aus Aegypten.
8- 24. Die Einwohner dieser prachtvollen Stadt waren aber nicht
nur erfinderisch und reich, sie bewahrten sich auch in den Tagen des Ueber-
fluffes Liebe zurFreiheit und männlichen Mut. Sie ließen ihr Schwert nicht
rosten; sie führten es mit Kraft und Geschick, doch nur zur Vertheivigung.
■?3° Ein assyrischer König muffte die 5 Jahre lang fortgesetzte Belagerung der
Stadt aufgeben, als 13 tyrische Schiffe 60 der seinigen in den Grund ge¬
bohrt hatten. Nebukadnezar unterwarf Phönicien; aber von Tyrus
573 konnte er nach 13jähriger Belagerung nur die Mauern, nicht den Mut der
Bürger brechen. Sie bauten auf einer nahen Meeresinsel ein neues Tyrus.
Dem Ey rus unterwarfen sie sich. In der Tochterstadt Tyrus hatte sich
die Mutterstadt Sidon gleichsam verjüngt. Doch blühte sie selber noch fort,
und beide Städte machten sich den Vorrang häufig streitig. Als die Phö¬
nicier sammt den Aegyptern das Perserjoch abwerfen wollten, war Sidon
die Krone der phönicischen Städte, und als andere sich schon beugten vor
350 per furchtbaren Macht des persischen Königs, da widerstanden die Sidonier
noch allein, verbrannten ihre Schiffe, um nicht an Flucht zu denken, und
stürzten sich zuletzt in die Flammen ihrer selbst angezündeten Stadt, so daß
der Sieger in den Trümmern nur das geschmolzene Metall fand. Sidon
wurde später wieder aufgebaut, aber ihr Glanz kehrte nicht wieder.
8. 25. Alexander dem Großen wagte von phönicischen Städten
323 mil: Tyrus zu trotzen. Der jugendliche Held erschöpfte alle Mittel der Kriegs¬
kunst. Schon 7 Monate dauerte der Kampf der Verzweiflung (wie ihn
später Karthago und Numantia kämpften), da reichen die Bürger zur Ver¬
theidigung nicht mehr hin. Der Feind dringt in die Stadt, und noch versu¬
chen die Tyrier tapferen Widerstand. Jede Straße wird ein Schlachtfeld,
jedes Haus ein Castell. Umsonst! Sie sterben unter den macedonischen Schwer¬
tern, und das größte Handelsvolk der alten Welt fiel wie ein Helvenvolk.
Der Sieger schleppte 30,000 Sclaven von den Trümmern der Stadt hinweg.
8. 26. Seitdem hat die Geschichte nichts Großes mehr von ihnen zu
künden. Einige harte Belagerungen in den Kreuzzügen vertilgten!jede
Spur der alten Stadt. Ein armseliges Dörfchen, Sur, steht jetzt an der
Stelle, wo sich einst die glänzende Meerbeherrscherin erhob.
8. 27. Die Perser waren den Medern Unterthan, bis Cyrus,
560 der einen Perser zum Vater und eine Tochter des medischen Königs zur
Mutter hatte, seinen Großvater überwand und sein Volk zum herrschenden
in Asten machte. Unter den besiegten Königen ist Krösus von Lydien
durch seine Reichthümer und Schicksale besonders berühmt geworden. Als
er nämlich noch in der Fülle seines Glücks war, besuchte ihn unter andern
Freunden auch der weise Solon aus Athen an seinem Hof zu Sardes.
Ihm zeigte er alle seine Schätze. Dann fragte er ihn, wen er für den glück¬
lichsten Menschen halte. Solon nannte einen athenischen Bürger, dann 2
andere Privatmänner; den König aberzählte er nicht zu den Glücklichen, weil