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Geschichte
1623 Ferdinands Hand, dem deutschen Land und der Welt den Frieden zu geben.
Allein Tilly hauchte fort in den beruhigten protestantischen Ländern, und
Ferdinand gedachte, so wie die Böhmen, auch die deutschen Länder^ur alten
Kirche zurückzubringen.
Dagegen sträubte sich jedoch besonders der niedersächsische Kreis (Nord-
westdeutschland) und rückte mit seinem Bundesgenossen, dem König Chri¬
st i a n v. D ä n e m a r k, ins Feld. Tilly und der kaiserliche General W a l-
1626 lenste in schlugen sie jedoch zurück, und der protestantische Glaube, viel¬
leicht auch die bürgerliche Freiheit, würde in Deutschland unterdrückt wor¬
den sein, wäre nicht Gustav Adolf, der edle Schwedenkönig, den man
1630 in Wien als die Schneemajestät verspottet hatte, zu ihrem Schutze heran¬
gezogen und wirklich ihr Retter geworden. Ein Held zugleich und frommer
Protestant durchzog er im Siegesschritte das deutsche Land von der Ostsee
bis zum Rheine. Die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen hatten
sich ihm nicht anschließen wollen, und ihn so verhindert, der Zerstörung der
protestantischen tapferen Stadt Magdeburg zuvorzukommen, heicker Tilly
24,000 wehrlose Menschen hinwürgte. Aber G. Adolf zwang sie, ihm
1631 beizutretcn, und vernichtete Tilly's Heer bei Breiten selb auf Leipzig's
Ebene. Ebenso raubte er dem unbesiegten Wall enstein seinen Feldherrn-
1632 rühm in der blutigen Schlackt bei Lützen, in der G. Adolf aber selbst das
Leben für seine heilige Sache ließ.
Den königlichen Streiter suchten seine großen Feldherrn, Bernhard
v. Weimar, Banner, Tor st ensonu. A., zu ersetzen, aber das Glück
war ihnen nickt günstig. Zwar ward ihr Gegner Wallenstein zu Eger
ermordet, weil er Miene machte, zum Feiud überzugehen, aberFerdi-
1634 n and 's III. mörderische Schlacht bei Nördlingen warf die Macht der
Schweden und Protestanten darnieder. Abermals schien Luther's Wort
umsonst gesprochen und so viel Blut für seine Ähre umsonst ge¬
flossen. Da trat das katholische Frankreich, aus Eroberungssucht und um
Oestreichs Größe zu schmälern, mit auf den Kampfplatz und erst nach aber-
1635 mals 13 Jahren, in denen Deutschland von den Schweden und Franzvsen,
Spaniern, Ungarn, Kroaten und Reichsvölkern auf eine grässliche Art
1648 heimgesucht wurde, kam zwischen Oestreich und Frankreich zu Münster
und zwischen Oestreich und Schweden zu Osnabrück der heiß ersehnte
Friede zu Stande, der nach der Lage der Friedensstädte der westfälische
Friede heißt. Wo die starken Germanen einst den Barns besiegt, da
dictirten nun die Gesandten der Königinnen von Schweden und Frankreich
den Frieden.
Die deutschen Fluren lagen seit lange verheert, viele Städte md Dör¬
fer waren ein Raub der Flammen geworden, die Zahl der Einwohner un¬
glaublich geschmolzen. Es fehlte an Armen für den Pflug und die Gewerbe,
und gar manches Herz blutete, wenn es gedachte, was es für Gräuel ge¬
sehen und was es für Opfer erlitten. Dazu wurden nun noch das Elsaß
für Frankreich und Pommern für Schweden vom deutschen Reiche losge¬
rissen, die Schweiz, wie sie es freilich schon seit 1308 war, für ein von
Deutschland getrenntes Land erklärt, und der ganze Ersatz für 30jährigeS