ward von einem treulosen Germanen, Segestes, gewarnt, aber er achtete der
Warnung nicht. Als im Norden Deutschlands eine Empörung ausbrach, eilte
er mit einem Heere dorthin, um die Ruhe wieder herzustellen. Die Deutschen
ließen ihn bis in die Schluchten des Teutoburger Waldes kommen, und hier
wurden die Römer von allen Seiten angegriffen. Das Wetter war stürmisch,
in Strömen goß der Regen herab, und immer neue Schaaren von Germanen
kamen herbei. Alle wollten Antheil haben an der Befreiung des Vaterlandes.
Am Abend des zweiten Tages hieben die Römer Bäume um und suchten sich
Zu verschanzen. Bis zum Morgen ließen die Deutschen ihre Feinde in Ruhe,
aber dann begann der Kamps ans's Neue. Die Römer fochten wie Verzweifelte,
aber Alles war umsonst. Der Sturm hatte an Heftigkeit zugenommen und
der Regen strömte ohne Aufhören. Die Römer kämpften nur noch um ihr Leben;
die Hoffnung aus den Sieg hatten sie völlig ausgegeben. Varus aber, als er sein
Heer immer kleiner werden sah, stürzte sich, um nicht lebendig in die Hände
der Deutschen zu fallen, in fein Schwert. Als Augustus die Nachricht von
der furchtbaren Niederlage seiner Heere empfing, rief er schmerzvoll aus: „Varus,
Varus, gieb mir meine Legionen wieder!"
Die Schlacht im Teutoburger Walde war im Jahre 9 n. Chr. Hermann
war der Befreier seines Vaterlandes geworden; sein Volk feierte den Ruhm des
Helden in herrlichen Liedern, und die Nachwelt hat ihm ein prächtiges Denkmal
errichtet.
2. Die Völkerwanderung.
3m Jahre 113 vor Chr. Geb. zogen die Cimbern und Teutonen, welche
in Jütland und Schleswig-Holstein wohnten und von einer großen lieber»
schwemmung heimgesucht wurden, nach Süden und begehrten von den Römern
Wohnsitze. Die ersten Heere, welche die Römer gegen sie aussandten, wurden
geschlagen. Endlich aber gelang es dem Feldherrn Marius, zuerst die Teutonen
und daraus die Cimbern in zwei mörderischen Schlachten gänzlich zu vernichten.
Der Zug der Cimbern und Teutonen war eine Art Völkerwanderung, aber
die großen Begebenheiten, welche eigentlich mit diesem Namen bezeichnet werden,
begannen erst im Jahre 375 n. Chr. Ilm diese Zeit kam aus dem Innern
Asiens ein wildes, räuberisches Volk, welches ein unstätes Hirtenleben führte,
die Hunnen. Dieselben waren klein, aber stark von Körperbau, hatten schwar¬
zes, struppiges Haar, eine gelbliche Hautfarbe, hervorstehende Backenknochen und
kleine, schiesgeschlitzte Augen. Die Hunnen nährten sich hauptsächlich von wilden
Wurzeln des Waldes und Fleisch, welches sie oft nicht erst brieten, sondern
nur unter dem Sattel mürbe ritten. Von ihren Pserden schienen sie unzer¬
trennlich zu sein. Ihre Weiber und Kinder führten sie auf Karren mit sich.
Dies Volk drang in unsern Welttheil ein, trieb die Alanen und Ostgothen
vor sich her und kam bis nach Ungarn. Hier wohnte es eine Reihe von Jahren,
bis der Hunnenfürst Attila oder Etzel sich au feine Spitze stellte und Me
meisten der umwohnenden Völker unter feine gewaltige Hand beugte. Alles