Full text: Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande

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O Leipzig, gastlich versammelst du 
Aus allen Enden der Völker Schaar. 
Auf! ruf'ö dem Osten und Westen zu, 
Daß Gott der Helfer der Freiheit war, 
Daß Gott des Tyrannen Gewalt zerstoben, 
Damit sie im Osten und Westen loben 
Die Leipziger Schlacht. 
184. Die Tabakspfeife. 
„Gott grüß' Euch, Alter! Schmekkt das Pfeifchen? Zeigt 
her! — Ein Blumentopf von rothem Thon mit goldnen Reifchen! — 
Was wollt Ihr für den Kopf?" — 
O Herr! den Kopf kann ich nicht lassen; er kommt vom brav¬ 
sten Mann, der ihn, ich weiß nicht welchem Bassen, bei Belgrad 
abgewann. 
Da, Herr, da gab es reiche Beute. Es lebe Prinz Engen! 
Wie Grummet sah man unsre Leute der Türken Glieder mahn. 
„Ein ander Mal von Euren Thaten! Hier, Alter! seid kein 
Tropf; nehmt diesen doppelten Dukaten für Euren Pfeifenkopf." 
Ich bin ein armer Kerl und lebe von meinem Gnadensold; 
doch, Herr, den Pfeifcnkopf, den gebe ich nicht um alles Gold. 
Hört nur: Einst jagten wir Husaren den Feind nach Herzens¬ 
lust; da schoß ein Hund von Janitscharen den Hanptmann in die 
Brust. 
Ich hob ihn flngö auf meinen Schimmel — er hatt' es auch 
gethan, — und trug ihn sanft aus dem Getümmel zu einem Edel- 
mann. 
Ich pflegt' ihn, und vor seinem Ende reicht er mir all' sein 
Geld und diesei^Kopf, drükkt mir die Hände, stirbt als ein wakkrer Held. 
Das Geld mußt du dem Wirthe schenken, der dreimal Plünd'- 
rung litt; — so dacht' ich, und zum Angedenken nahm ich die 
. Pfeife mit. ' 
Ich trug auf allen meinen Zügen sie wie ein Heiligthum, wir 
mochte,: weichen oder siegen, im Stiefel mit herum. 
Vor Prag verlor ich auf der Streife das Bein durch einen Schuß; 
da griff ich erst nach meiner Pfeife, Und dann nach meinem Fuß. 
„Ihr rührt mich, Alter, bis zur Thräne. O sagt, wie hieß 
der Held, dem ich einst gleich zu sein mich sehne? Gern pries' ich 
ihn der Welt." 
Man hieß ihn nur den tapfern Walther; dort liegt sein Gut 
am Rhein. — „Daö war mein Ahne, lieber Alter, und jenes G,tt 
ist mein."
	        
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