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Einiges über Religion und Bibel.
lässt. — Ja, meine lieben Kinder, so ist es; und dieses
allerhöchste und aller vollkommenste Wesen heißt: Gott.
In dcS Sommers gold'ncm Segen,
Aus des Waldes grüner Nacht,'
Aus dem Blitze, auö dem biegen,
In der Nächte Stcrncnpracht,
In der Wetterstürme Grimme,
Vater, tönt uns deine Stimme. —
Auch euer Gewissen lässt in allen seinen Regungen
euch diesen Gott besonders als ein Heiligesund gerech¬
tes Wesen, ahnen. — Ja:
Es ist ein Gott! So predigt mir
Des Herzens Stimme für und für.
Was dcö Gewissens Stimme spricht,
DcsS zweifelt meine Seele nicht: ’ •
„ Es ist ein Gott!"
Wir Menschen können also Gott aus seinen Werken,
oder, was einerlei ist, aus der Natur erkennen lernen;
und diese Erkenntniss nennt man daher die natürliche
Erkenntniss; und wenn wir dadurch zugleich zur dank¬
baren Verehrung Gotteö, als den Schöpfer und Regie¬
rer der Welt, geleitet werden: natürliche Religion.
Allein die natürliche Erkenntniss, obgleich von der
ernsten Stimme des Gewissens unterstützt und verstärkt,
bleibt dennoch, wie die Geschichte der Völker gelehrt hat,
für sich allein unvollkommen, und da wir ohne möglichst
genaue Kenntniss des einigen wahren Gotteö nicht wahr¬
haft glücklich werden können; so hat sich der liebreiche
Gott, wofür wir demselben inbrünstig zu danken haben,
uns Menschen noch deutlicher zu erkennen gegeben oder
geoffenbaret, nämlich durch sein Wort in der heiligen
Schrift oder der Bibel; und diese Erkenntniss, die wir
aus der Bibel von Gott erlangen, nennt man die ge¬
offenbarte Erkenntniss; und in sofern wir dadurch zu¬
gleich zur Verehrung Gottes geführt werden: die ge¬
offenbarte Religion.
Diese Offenbarung Gottes geschah aber zu sehr ver¬
schiedenen Zeiten und durch verschiedene, heilige Männer;
deshalb versteht man auch unter der Bibel: Eine Samm¬
lung von.mehren Büchern, in welchen Gott sein
Walten und seinen Willen zu verschiedenen Zei¬
ten und durch verschiedene fromme Männer be¬
kannt gemacht hat. —