Full text: Christliche Volksschule oder allgemeiner Unterricht über Gott, die Welt und den Menschen für evangelische Stadt- und Landschulen, die biblische Religionslehre, den evangelischen Katechismus und eine geistliche Liedersammlung, Natur-, Erd- und Himmelskunde, Seelen-, Pflichten-, Zahlen- und Sprachlehre mit Lesestücken nebst der Geschichte enthaltend

Naturkunde. 59 
Wenn die wässerigen Dünste in einer Wolke durch den 
Wind, die Kälte, oder die Erschütterung des Donners zu¬ 
sammengetrieben werden und wegen ihrer ans der Vereini¬ 
gung erfolgten größeren Schwere herabfallen, so entsteht der 
Regen. Sind die niederfallenden Tropfen sehr klein, so heißt 
dieö ein Staubregen. Sind sie aber außerordentlich groß: so 
nennet man dieö Platzregen. Strichregen kommt aus ein¬ 
zelnen vorüberziehenden Wolken, und Landregen, wenn 
der ganze Himmel über einer Gegend mit regnenden Wolken 
bezogen ist. Ein Wolkenbruch entsteht, wenn eine große 
Wolke, durch Winde auf einmal zusammengedrückt, oder an 
hohe Berge gestoßen und in einen Wasserklumpen verwandelt 
wird, welcher wegen seiner Schwere plötzlich herabstürzt. 
Wasserwirbel oder Wasserhosen entstehen, wenn ei¬ 
ne Wolke durch starke, einander entgegengesetzte Winde zu¬ 
sammengedrückt, in eine Wassersäule verwandelt und wirbel- 
förmig auf dem Meere, öfters auch auf dem Lande herum¬ 
getrieben wird. — Durch den Regen erhalten wir viel Gu¬ 
tes. Die Erde wird befeuchtet, erweicht und fruchtbar ge¬ 
macht, die Luft verdünnt und leichter gemacht, die Hitze der¬ 
selben gemäßigt, weil der Regen aus der höher» kältern Luft 
kommt, und endlich erhalten die Menschen und Thiere dadurch 
entweder unmittelbar oder in Quellen und Flüssen daS Was¬ 
ser, dessen sie zu ihrer Erhaltung benöthigt sind. Gott feuch¬ 
tet die Berge von oben her und macht dadurch das Land 
voll Früchte. 
Wenn Külte der Luft die in derselben schwebenden wässe¬ 
rigen Dünste in dünneS flockiges EiS verwandelt, so entsteht 
der Schnee. Die Schneeflocken sind bewundernswürdig 
Geformt. Alle haben sechs Ecken, und diese sind mit tausend 
leinen Spitzen so regelmäßig verziert, daß der geschickteste 
Künstler nicht im Stande ist, sie ganz so nachzuzeichnen. 
Der Schnee hat eben den Nutzen, als der Regen, wenn er 
bei wärmerer Witterung flüssig wird. Besonders aber wer¬ 
den dadurch im Winter die Erde und die darauf unt> darin 
befindlichen Kräuter und Samenkörner vor der großen Kälte, 
wie durchweine Decke, geschützt. 
Richt nur die Gewächse bewahrt der Schnee im Winter 
vor dem Erfrieren, indem er ihnen zur Decke dient, sondern 
auch Personen, die das Unglück hatten, zll erfrieren, bringt 
man wieder zum Leben, indem man sie zuerst mit Schnee 
bedeckt und nur allmählich die Wärme vermehrt. Erfrorne
	        
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