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Moltke erwies sich der ihm gewordenen Auszeichnung
würdig. Er that gewissenhaft seinen Dienst, vertiefto sich
mit grossem Ernste in das Studium der Kriegswissenschaften
und war daneben eifrig bemuht, fremde Sprachen zu erlernen,
deren er zuletzt seehs beherrschte. Er wurde aueh ein vor-
züglicher Geograph und Kartenzeichner.
Voll Begierde, fremde Lünder zu sehen, erbat er sieh im
Jahre 1835 einen langern Urlaub, um die Türkei und Griechen-
land kennen zu lernen. In Konstantinopel fand der türkische
Kriegsminister an dem jungen, kenntnisreichen Offizier ein
solehes Woblgefallen, dass er die preussische Regierung bat,
ihm Moltke auf Lingere Zeit zu überlassen, damit er das ver-
wabhrloste türkische Heer nach preussischem Muster umgestalte.
Sogar an einem Kriegszuge in Kleinasien, der gogen den Vice-
könig von Agypten gerichtet war, nahm Moltke auf des Sultans
Wunsch teil, um den türkischen Heerführer mit seinem Rate
zu unterstützen. Aber gerade in der entscheidenden Stunde
blieben seine Ratsehlàge unbeachtet. Unwillig rief er dem
Turken zu: „Morgen, wenn die Sonne wieder hinter jenen
Bergen untergeht, wirst du ein Heerführer obhne Heer sein.“ Und
so traf es ein. Das türkische Heer wurde geschlagen und liet
in wilder Flucht auseinander. — Hoch geehrt vom Sultan,
kehrte Moltke nach vierjährigem Aufenthalte im Morgenlande
in die Heimat zurück.
Der in solchen Erftahrungen gereifte Mann rückte nun
im preussischen Heere rasech auf und wurde endliebh im
Jahre 1858 als Generalmajor das Haupt des Grossen General-
stabes.
Der Grosse Generalstab bestebt aus einer Anzahbl der ge-
lehrtesten und tüchtigsten Offiziere des Heeères. Im Prieden ist
seine hauptsächlichste Aufgabe die Pflege der Kriegswissen-
schaften, die Landesvermessung und die Herstellung genauer
und zuverlässiger Karten, sowie das Entwerfen von Peldzugs-
plãnen für jeden denkbaren Krieg. Im Kriege selbst ordnet er
dĩe Fortschaffung und Sammlung der mobil gemachten Truppen
und leitet ihre Bewegungen. NMoltke gebührt der Ruhm, den
Grossen Generalstab zu seiner jetzigen, von keinem Staate er-
reichten Vollkommenbheit ausgebildet zu haben.
Berlinisches Lesebuch. Oberstufe II.
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